Was ist eine Rezension überhaupt?
Eine Buchrezension (lat. recensio Musterung) oder auch Besprechung ist eine Form der Kritik, die ein – digitales oder in Print vorliegendes – Buch behandelt. In einer Rezension werden Inhalte (Bücher) ihrer Entwicklung nach beschrieben, analysiert und, meist an fachlichen Normen orientiert, bewertet. (siehe auch Wikipedia)
Okay, das klingt hochtrabend und irgendwie auch unklar. Behandelt? An fachlichen Normen orientiert? Sag ich nicht einfach nur meine MEINUNG über ein Buch? Äh – nicht ganz. Oder zumindest ist mit REZENSION etwas anderes gemeint, als „nur seine Meinung“ zu sagen.
Buchblogger & Buchkritiker
Wie ihr wisst, sind wir große Fans von Buchbloggern. Warum? Wir lieben kreative Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, einen Blog gestalten, Bücher lesen, sich eine eigene Meinung bilden und diese mit der Welt teilen. Das allein ist nämlich schon eine ganze Menge und macht unserer Welt bunter und interessanter. Unsere Lieblingsblogger schreiben dazu noch großartige Rezensionen. Gekonnt, unabhängig, ehrlich, gut formuliert. Mit ein Grund, warum es unsere Lieblingsblogger sind.
Aber – was vielleicht verwunderlich ist – da wir ein Label/Verlag sind – wir lieben die meisten Buchblogger nicht unbedingt für ihre Rezensionen. Egal, ob sie uns 1 oder 5 Sterne geben. Warum? Nun, viele Buchblogger haben wenig Ahnung von Literatur oder gutem Schreiben. Wie können sie gute Bücher überhaupt bewerten? Trotzdem verteilen sie fleißig Sternchen und denen sieht man nicht an, ob es nur Meinung-Sternchen oder Rezensions-Sternchen sind. Ja, manchmal ärgert man sich über diese subjektiven Bewertungssysteme. Oder dass eine Rezension mit etlichen Fehlern verfasst wird und sich in der Rezension über einen gefundenen Rechtschreibfehler in einem Buch beschwert wird. Puuuuhhhh!
Okay, jetzt ist es raus. Hasst uns dafür, dass wir es aussprechen, aber im Grunde, sind wir ja nicht die ersten, die es ansprechen. Doch – es geht hier nicht um Kritik, sondern um Diskussion und Fortschritt an diesem und noch ein paar weiteren Mindful Mondays.
Los geht’s!
Buchblogger und Literaturkritiker
Um das gleich zu sagen: Wir sind absolut keine Fans von Literaturkritikern, die sich über Buchblogger lustig machen, weil sie die Grammatik nicht beherrschen oder Herzchen und Teddybärchen verteilen.Von oben herab. Wenn man sich in einer Zeitung mit hoher Auflage über Blogger lustig macht, dann ist das nicht besonders fein. Okay, richtig sorgen muss man sich deshalb auch nicht, denn irgendwann wird die Internet- Community zurückschlagen und diese Kritiker zu Dinosauriern erklären – und wir wissen ja, was mit denen passiert ist …
Aber Kritik im allgemeinen ist ja nicht schlecht, sondern kann jedem von uns helfen, besser zu werden. So sehen Autoren die Kritik an ihren Büchern an: Als großartiges Feedback zu ihren Geschichten. Und wie ist es nun mit der Kritik an den Buchbloggern?
Wie geht man mit Kritk um?
Immer wieder geraten Buchblogger in die Kritik, weil sie keine altehrwürdige Haltung zur Literatur haben. Aber – kann nicht jeder so über Bücher schreiben, wie er mag? Ja, eigentlich schon, finden wir. Nur müssen Buchblogger sich dann eben auch gefallen lassen, dass sie genauso kritisiert werden, wie sie andere kritisieren. Großartigerweise leben wir ja in einem Land, in dem eine freie Meinung UND sie zu äußern möglich und erwünscht ist. Juuuhuuu! Kritik kann hilfreich oder gemein sein. Wir bevorzugen ganz eindeutig hilfreiche Kritik.
Die Verteidigung der Buchblogger
Katharina Herrman, die sich selber Vordenkerin der postfaktischen Literaturkritik nennt, und schon mit dieser Definition zeigt, dass sie den Literaturkritikern intellektuell gewachsen ist, hat ausführlich über all die Gründe für die Kritik der Literaturwelt an Buchbloggern gebloggt. Da ist großartig, finden wir. Alle Achtung! Aber leider zielt dieser Artikel auf Leser, die sich mit wissenschaftlichem Denken, Schreiben und Argumentieren auskennen und ist daher gerade nicht für die oft sehr jungen Buchblogger geeignet, die sie in ihrem Artikel aus gesellschaftskritischen Gründen verteidigt.
Anders gesagt: Mit ihrem Text ist es ein wenig so, als ob man der Anwältin der Buchblogger vor Gericht zuhört, kein Wort ihres Rechts-Deutsch versteht und nur hofft, dass alle Blogger am Ende freigesprochen werden.
Geht es nicht verständlicher?
Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt …
Ist ja immer etwas blöd, wenn man etwas kritisiert, aber keine Lösungen anbietet. Okay. Also wollen wir Lösungen anbieten. Doch zuerst einmal vielleicht ganz grundsätzlich …
Ihr redet hier über Rezensionen. Was ist denn, wenn ich einfach nur meine Meinung über Bücher mitteilen will?
Ist ja vollkommen okay. Unser Rat ist allerdings: Dann nenne es besser nicht Rezension. Nicht nur, um die Kritik der Literaturkenner zu vermeiden, sondern auch, um die Leser nicht zu verwirren. Denn wenn Du eine Rezension schreibst und nur deine Meinung abgibst, dann ist das, als ob Du Ratgeber auf ein Buch schreibst und der Inhalt Fantasy ist. Irgendwie eine Mogelpackung.
Na gut, okay. Also wieso soll ich überhaupt eine richtige, echte Rezension schreiben?
Klar muss niemand. Aber es gibt schon ein paar Gründe um eine gute Rezension zu schreiben und nicht nur seine Meinung abzugeben. Einer heißt: REZENSIONS-Exempare. Man beachte: Es heißt nicht MEINUNGS-Exemplare. Wenn du also als Blogger gerne regelmäßig von Verlagen Bücher zugesandt bekommen möchtest, solltest du deine Meinung besser in eine Rezension fassen.
Ein weiterer Grund ist: Du erreichst auch Leser, die an mehr als deiner persönlichen Meinung interessiert sind. Die gerne ganz sachliche Gründe wissen wollen, weshalb Du ein Buch schlecht oder gut bewertest.
Und: Du lernst Bücher nach mehr als einer Kategorie (gefällt mir oder gefällt mir nicht) zu bewerten. Wirst also schlauer, was im Leben grundsätzlich hilfreich sein kann.
Wie schreibt man nun also eine gute Rezension?
Okay, das ist natürlich die Masterfrage. Und es schließen sich gleich gaaaanz viele weitere Fragen an:
- Was gehört in eine Rezension und was nicht?
- Wie baue ich sie auf?
- Womit beginne ich und was kommt ans Ende?
- Was muss in einer Rezension alles über das Buch, den Autor, den Verlag genannt werden?
- Gehört meine eigene Meinung in eine Rezension?
- Wie grenze ich meine eigene Meinung von der sachlichen Kritik am Buch ab?
- Wie wichtig ist sind gute Formulierungen in einer Rezension?
- Warum sollte ich auf Rechtschreibfehler achten?
- Warum sollte ich meinen (echten) Namen unter eine Rezension setzen?
- Was ist ein gutes Bewertungssystem?
Ja, okay, dafür werden WIR jetzt mal in den Ring steigen, also recherchieren und diese Fragen und weitere Fragen in den nächsten Wochen sehr genau beantworten. Damit zumindet alle, die eine gute Rezension schreiben wollen, es auch lernen können und besser verstehen, was Verlage sich von Buchbloggern wünschen. Und eingeschlossen. Das machen wir vielleicht nicht jeden Montag, aber mindestestens einmal monatlich am Mindful Monday. Parallel werden wir eine Checkliste für gute Rezensionen erstellen, die man als EXTRA herunterladen kann. Coming soon.
Wie immer gilt: Rückmeldungen und Kritik machen unsere Arbeit nicht nur leichter, sondern auch besser. Also gebt gerne eure Meinung ab!
Was uns besonders interessiert: Was gehört für dich in eine gute Rezension?
Love & respect
Die Redbugx
11 Comments
Charlie
28. August 2017 at 15:59Ich fühle mich jetzt mal angesprochen von der Spitze gegen Blogger, die sich über Rechtschreibfehler beschweren und selbst welche machen ;). Das war echt peinlich.
Wobei ich das Argument „Du kannst es ja selbst nicht besser“ in Bezug auf Rezensionen an sich nicht gerne gelten lasse. Als Rezensentin bin ich da die Konsumentin des Produktes, nicht die Herstellerin, und es ist daher absolut nicht mein Anspruch es so zu machen, wie ich es von anderen sehen will. Ich verstehe zwar auch nicht, wie man als Blogger extrem viele Rechtschreibfehler machen kann (Den ein oder anderen Flüchtigkeitsfehler macht allerdings jeder mal), denn einen gewissen Anspruch sollte man schon an sich haben, aber trotzdem finde ich, dass es das Recht jedes Lesers ist, sich über solche in Büchern zu beschweren, selbst, wenn sie selbst welche machen. Blogger haben keine Korrektorat und ihre Leser geben auch kein Geld dafür aus, ihre Texte zu lesen.
Nun, wenn es bei Rezensionen tatsächlich um „fachliche Normen“ geht, ist der Begriff bei den meisten von uns Bloggern wohl falsch gewählt. Die meisten Blogger, die ich kenne, (ich eingeschlossen) haben zwar Kriterien, anhand derer sie Bücher bewerten (Charakterentwicklung, Originalität, …), machen aber keinen Hehl daraus, dass ihre Meinung subjektiv ist und nicht fachlich.
Die Kritik, die meisten Blogger hätten wenig Ahnung von Literatur, finde ich dennoch fragwürdig. Für mich wirft das die Frage auf: Wollt ihr zwar, dass Leute, die „wenig Ahnung von Literatur oder gutem Schreiben haben“ eure Bücher lesen, aber darüber schreiben bzw. sie bewerten sollen nur Leute, die Ahnung haben? Wie würde das zusammenpassen? Immerhin kann jemand, der Bücher ohne diese Ahnung zu haben, nur zur Unterhaltung liest, dann mit fachlichen Argumenten vielleicht auch nicht viel anfangen. Mir jedenfalls hilft es mehr, die Meinung von Bloggern zu lesen, deren Meinungen und Gründe für das Lesen ich nachvollziehen kann. Da sind mir „fachliche Normen“ dann herzlich egal, wenn sie sich nicht auf mein Lesegefühl auswirken. Ich lese ja Bücher nicht, weil sie irgendwelchen Normen entsprechen, sondern zur Unterhaltung.
Was Meinungs- oder Rezensionssternchen betrifft, nun ja. Der korrekten Definition nach habe ich, wie gesagt, noch nie einen Blogger getroffen, dessen Sternchen nicht auf Meinungen basieren.
Ich würde aber defintiv sagen, dass es wichtig ist, das auch immer wieder zu betonen. Gerade dann, wenn einem ein Buch nicht gefallen hat. Ich könnte mir vorstellen, dass es für einen Autor leichter zu ertragen bzw. generell höflicher und fairer ist, wenn man sagt „Mir hat es nicht so gut gefallen“ statt „Das und das war schlecht“.‘
Das ist übrigens etwas, was mich inzetesisert: Würde man anhand „fachlicher Normen“ bewerten, dürfte man dann so absolute Aussagen wie „Das Buch ist schlecht“ treffen? Ist es überhaupt wirklich möglich, ein Buch objektiv zu bewerten?
Buchblogger konstitutiv zu kritisieren ist definitiv angebracht – wäre anders ja auch unfair, da ihr euch von uns ja dauernd kritisieren lassen müsst.
Und die Verwendung des Begriffs Rezension – den muss ich wohl nochmal überdenken.
Mich würde interessieren: Kennt ihr Blogger, die tatsächlich Rezensionen schreiben? Oder überhaupt Leute, die das tun?
Allgemein glaube ich, wie gesagt, dass ich mit Rezensionen nicht viel anfangen könnte, da sie nichts mit den Gründen zu tun haben, weshalb ich ein Buch lese. Ich kann auch mit vielen Klassikern nichts anfangen, die angeblich wertvolle Literatur sind. Da nehme ich lieber in Kauf, dass ich in „Rezensionen“ von Buchbloggern subjektive Meinungen lese und nicht allen davon zustimme.
Ich bezweifle auch weiterhin die Objektivität von Rezensionen bzw. die Möglichkeit dazu.
Ein Buch ist nun mal kein Handy oder Auto, in deren Besprechungen man einfach nur Fakten aufzählen kann.
Okay, langsam bin ich aber wirklich verwirrt davon, was für euch jetzt eine Rezension ist. Wie gesagt, die meisten Blogger, die ich kenne, haben Kriterien, nach denen sie Bücher bewerten. Und zu sagen, die Hauptfigur entwickelt sich nicht, oder die Handlung ähnelt mindestens zehn anderen Büchern, ist ja schon mehr als eine Meinung – wäre nach der oben genannten Definition aber keine Rezension, weil es keine fachlichen Normen sind. Was ist denn dann nun eine Rezension und was schreibe ich die ganze Zeit :D?
Reine Meinungen im Sinne von „Ich fand das Buch toll und total spannend und die Hauptfigur war meeega sympathisch“ finde ich natürlich auch wenig hilfreich, sowohl für Autoren als auch für Blog-Leser. Hilfreich ist eine Rezension nur, wenn man auch erklärt, woher die Empfindungen und Meinungen kamen und wie einem das Buch zB besser gefallen hätte. Meinungen sind das dann aber immer noch, nur eben begründete.
So, das war jetzt ein sehr langer und wirrer Kommentar, aber ich hoffe, ihr konntet rauslesen, was ich meine.
Übrigens passt das alles super zu einem Post, den ich gerade plane, und in dem es darum geht, wieso ich in Rezensionen künftig keine Sterne mehr vergeben werde.
Viele Grüße
Charlie
Redbug Team
28. August 2017 at 19:36Hi Charlie,
nein, soooory, mit diesem einen kleinen Flüchtigkeitsfehler kommst du noch laaaange nicht in die besagte Kategorie. Und stimmt – „kannste ja selber nicht“ ist kein Arguemnt. Manchmal wünscht man sich nur etwas sorgfältiger geschriebene Beiträge und Kommentare, einfach der Höflichkeit halber.
Kennt ihr Leute, die Rezensionen schreiben? Na klar. Ist ja eigentlich auch gar nicht so schwierig, die „Regeln“ für eine Rezension zu beachten. Also das journalistische – wer, wo, was, von wem. Da das bei Goodreads, Lovelybooks und Amazon schon die Plattform erledigt, vergessen einige Blogger aber, dass man das dann auf dem Blog noch nachtragen muss. Also Verlag, Autor, Erscheinungsjahr, ÜbersetzerIn (!), Seitenzahl des Buches und so weiter.
„Fachliche Normen“ ist ein Zitat von Wikipedia zur Definition von Rezension. Damit ist zum Beispiel gemeint, dass man ein Buch in den Kontext der gesamten Literatur einordnen kann (das heißt nicht, dass man sie gelesen haben muss!). Unterhaltungsliteratur ist eben Unterhaltungsliteratur. Dann beispielsweise von einen solchen Roman als „Meisterwerk“ oder „großartigem Werk“ oder „fulminanten Werk“ zu reden, wäre dann schon ein Mangel an Verständnis, was es da so alles an Kategorien und sonstigen Meisterwerken gibt. Man sagt ja auch nicht Meisterwerk zu einem Kinoposter oder einer Druckgrafik. Und wenn man ein Buch bewertet, in dem es um Sprache geht, sollte man auch zeigen, dass man mit Sprache umgehen kann, also die richtigen Worte und Formulierungen benutzt. Ansonsten eben: „Meine Meinung“.
Für uns ist das aber auch erstmal etwas, was wir erforschen wollen. Wir wollen nicht sagen: So MUSS eine Rezension aussehen, sondern fragen: Was macht in einer Rezension Sinn? Was wünschen wir uns für Rezensionen?
Natürlich gehört eine eigene Meinung in eine Rezension. Wer sagt, dass eine Rezension ganz neutral sein muss? Das kann gar nicht sein, selbst, wenn sie von einem Literauturkritiker kommt. Eine Rezension ist keine Nachricht, darf also subjektiv sein. Nur sollten die etwas sachlicheren Kriterien – die sich überigens auch immer mal wieder ändern – von der Meinung abgegrenzt werden.
Wir finden es jedenfalls spannend, uns selber ein wenig damit zu beschäftigen, darüber zu lesen und zu forschen, Meinungen von Experten zu sammeln, vielleicht auch Interviews. Mal sehen, was wir so schaffen.
Und – yyyeaahhhh – keine Sterne mehr! Verlink den Post hier auf jeden Fall! Zu den „Sternchen“ machen wir sicher auch noch einen Beitrag.
Beste Grüße
Die Redbugx
Charlie
28. August 2017 at 22:38Ach so, es geht euch um das „Drumherum“. Nun ja, Autor, Verlag etc. nenne ich auch (Nur den Übersetzer vernachlässige ich sträflich, muss ich gestehen – Lässt sich aber ändern), aber ich hatte euren Text jetzt eher auf den Inhalt des Textes der Rezension und nicht auf den Infokasten bezogen. Der ist natürlich auch wichtig, allein damit der Leser das Buch gleich schneller einordnen kann. Diese Fakten gehören einfach dazu und ich fänd es, auch für einen Buchblogger, äußert unprofessionell, sie wegzulassen.
Das Beispiel mit dem Meisterwerk ist gut. Da würde ich mich auch sehr wundern, wenn jemand zB einen Chicklit-Roman (schreckliches Wort übrigens) als Meisterwerk bezeichnend würde.
Aber ist nicht auch das ein bisschen subjektiv ;)? Nicht jeder mag schließlich die als Meisterwerk gelobten Bücher. Auch wenn man da natürlich ein paar neutrale Kriterien beachten kann, zB wenn ein Autor der erste war, der einen bestimmten Stil oder Figurentyp angewendet hat oder so.
Auch bei dem Punkt mit der Sprache stimme ich euch zu. Wenn man sich selbst nicht ordentlich ausdrücken kann, wäre es schon seltsam, die Sprache eines anderen zB als plump zu bezeichnen.
Wenn ich mal so darüber nachdenke: Meine Rezensionen sind seit jeher aufgeteilt in „Inhalt“, „Meinung“ und „Fazit“. Also im Grunde alles eine große Meinung ;). Obwohl ich schon behaupten würde, dass ich ein paar Kriterien habe.
Mich würde auf jeden Fall interessieren, was solche „sachlichen Kriterien“ sind bzw. sein können. So könnte ich meine Rezensionen dann verbessern bzw. anpassen.
Das mit dem „in den Kontext einordnen“ ist übrigens auch so eine Sache, weshalb ich Sternebewertungen mittlerweile unangebracht finde. Mich kann Unterhaltungsliteratur je nach Situation genauso gut unterhalten wie ein Klassiker oder ein Sachbuch, auch wenn sie vielleicht ein sehr unterschiedliches literarisches Niveau haben. Und was sagt dann meine Sterne-Bewertung aus? Wie gut es mir gefallen hat oder wie gut es ist? Ohne Sterne kann man beides besser von einander trennen.
Übrigens kann sich vor allem Katrin rühmen, zu meinem Post beigetragen zu haben, denn sie hat mich mal gefragt, wieso ich ihre Bücher immer lese, obwohl ich dann immer nur 4 Sterne gebe. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich poste dann den Link hier ;).
Liebe Grüße
Charlie
Redbug Team
29. August 2017 at 11:14Na ja, nicht nur Drumerhum, auch eine bestimmte Form. Also Aufteilung der Rezension in Inhalt, Einordnung in den Kontext und dann die eigene Meinung. Denn wenn jemand nicht versteht, was der Autor probiert oder in welchen Kontexten er seine Texte stellt, oder wie modern er ist, dann ist er nicht zu verstehen. Der Vergleich zur Malerei passt gut – ah, gute Idee, für weitere Blogbeiträge. Heute rennen alle in die Ausstellungen von Impressionisten, damals wurde die Malerei nicht verstanden und als Farbkleckserei bezeichnet. Da hätte es vermutlich 1-Sterne-Kritiken für Bilder gehagelt, die heute zum Weltkulturerbe gehören. Schon verrückt …
Stimmt Charlie, man müsste eigentlich erstmal durch einen blauen oder roten oder gelben Stern zeigen, in welchem Bereich von Literatur man unterwegs ist. Und solange das immer nur die gelben Sterne sind, ist es vermutlich besser, darauf zu verzichten. Wir freuen uns auf dienen Beitrag!
Charlie
30. August 2017 at 23:48Okay, das ist wahr, diese Einteilung ist wichtig. Mich nervt es immer total, eine „Rezension“ zu lesen, die selbst im Abschnitt „Meinung“ zur Hälfte aus einer Inhaltsangabe besteht.
Ich denke, viele Blogger sparen sich den „in den Kontext einordnen“-Teil, weil sie eh ständig nur dasselbe Genre und Erscheinungen der letzten paar Jahre lesen :D. Aber klar, ich verstehe, wieso der Kontext wichtig ist. Bei Malerei ergibt das natürlich auch Sinn. Ich bewerte ja auch nichts aus dem Kubismus schlecht, weil es nicht naturgetreu aussieht :D.
http://keinezeitfuerlangeweile.blogspot.de/2017/08/blog-laberpost-warum-ich-in-rezensionen.html
Tadaaa, hier ist er. Sogar mit Erwähnung von Katrin ;).
Redbug Team
31. August 2017 at 12:59Yeah, sehr schön! Den Beitrag haben wir „drüben“ kommentiert :)
Andrea
28. August 2017 at 21:40Schnell erst einmal ein Danke für den lieben Kommentar vorhin, so komme ich doch in all meiner Schreibwut in den Genuss dieses Beitrages, der mir aus vielen, vielen Gründen gefällt. Zum Einen habe ich schon jetzt eine Heidenangst vor Rezensionen meines Buches (so es denn jemand entdeckt und liest …), denn unglaublich viele Rezensionen sind eben alles andere als fair. Und in den letzten Wochen habe ich mich vor allem durch Verrisse gelesen, wahrscheinlich in der Hoffnung, mich schon jetzt desensibilisieren zu können. Sehr, sehr selten wurde kritisiert, was mir beispielsweise in vielen dazugehörigen Leseproben auffiel – Dinge wie Banalität im Ausdruck oder schiefe Vergleiche oder Logikfehler schon in den ersten Absätzen – sondern es wurde sich beschwert über zu wenig Blut (das Cover und der Klappentext hingegen machten klar, es handelte sich um eine Krimiparodie) zu wenig Sex (Kinderbuch für achtjährige) u.ä. Im Ganzen lief es auf eines heraus: Bah, nä, nicht meine Geschichte, wer schreibt so’n Schrott, Retoure!!!!
Bei einigen Buchbloggern fand ich drei Absätze über das wunderschöne Cover, einen über den Inhalt und dann entweder Lobeshymnen oder Kaufwarnung.
Was mir einfach fehlt: Die Bereitschaft, den eigenen Geschmack für einen Augenblick beiseite zu stellen und zu schauen, was ist gut, was ist nicht gelungen, man kann ja immer noch abschließen mit einem „Für mich war es nichts, weil ich eben nicht gerne über Frösche lese, aber die Geschichte hatte Humor oder sprachliche Gewandtheit“ oder „Obwohl ich Frösche liebe, mangelte es mir an Details und Ausdrucksfähigkeit“. Auch denke, auch wenn es nicht leicht ist, sollte man immer versuchen, Bücher innerhalb ihrer Sparte zu bewerten. Heißt: Wenn für mich persönlich auch Stolz und Vorurteil wegen Sprachgebrauch, hintergründiger Ironie und sparsam eingesetzten Details eine fünf-Sterne-Wertung bekommt und nicht vieles sprachlich da ran kommt, gehe ich nicht hin und bewerte Agatha Christie mit dreien, weil sie eben nicht Jane Austen ist, denn in ihrem Fach ist die genau das. Ich werfe einem Cosy nicht vor, realitätsfern zu sein, weil er genau das bewusst ist. Ich beschwere mich nicht über widerliche Tötungen, wenn ich einen Horror-Splatter-Comic lese, denn solche Bewertungen verschieben das Bild und nehmen vielleicht Lesern meiner Rezension die Lust, das Buch zu entdecken, das ihnen genau das gebracht hätte, wonach sie suchten.
Jetzt bin ich viel ausführlicher geworden, als ich wollte und das, obwohl ich gar keine Bücher rezensiere außerhalb des Strick- und Nähthemas. Ich spreche höchstens Empfehlungen für heißgeliebte Bücher aus :-)
Redbug Team
29. August 2017 at 11:07Ausführlich, Andrea, das ist doch nett!
Wenn du ein Buch veröffentlichst, dann sind Rezensonen etwas, mit dem Du umgehen lernen musst. Gute Autoren oder besser Schriftsteller haben immer auch einen künstlerischen Zugang zum Schreiben, probieren neue Dinge aus, in Sprache oder Form, zeigen Verletzlichkeit und machen sich (neue) Gedanken. Der Großteil des Lesepublikums mächte allerdings etwas anderes: Lessekomfort, also bitte, das, was man schon kennt, womit man sich wohlfühlt. Was auch absolut verständlich ist. Je nachdem, wie weit man sich in die Kunstrichtung vorwagt, kann die Ablehnung dann schon sehr harsch werden. Auch aus Unverständnis heraus. „Hey, wenn ich dein Buch schon kaufe, muss es mir auch gefallen!“. Nee, eigentlich nicht. Ein literarischer Text muss und sollte Neues ausprobieren, neue Wege gehen, etwas riskieren in Form und Sprache.
Genreliteratur, die den Lesegeschmack des Großteils des Publikums bedient, kommt gerade deshalb gut an, weil die Autoren eben genau das machen: Etwass bedienen. In ein paar Jahrzehnten redet aber meist niemand mehr von diesen Büchern. Warum? Weil sie nicht originell genug oder auch persönlich waren und in der Bücherflut einfach untergegangen sind. Konsumprodukte eben.
Interessant sind Bücher, die beides schaffen. Also ein großes Lesepublikum zu erreichen und trotzdem einen künstlerischen Anspruch, oder auch einen gesellschaftskritischen, auf jeden Fall innovativen Ansatz haben. jane Austen gehört zu diesen Autoren und auch Agatha Christie. Von den AutorInnen, die zu Austens Zeiten sehr beliebt waren – spricht heute niemand mehr.
Und wenn du so unterhaltsam und schlau schreibst, wie in deinen Blogbeitägen und Kommentaren, findest du sicher ganz schnell einen tollen Verlag!
Andrea
28. August 2017 at 21:42(Achso – ich bin übrigens glatt ein wenig traurig, dass ihr verlegt, was ihr verlegt – denn ihr kommt so sympathisch rüber, dass ich mich sehr anstrengen würde, euch von meiner Geschichte zu überzeugen :-D)
Andrea
29. August 2017 at 13:29Vielen Dank für die Blumen :-D Ich bin ja viel zu ungeduldig für eine Agentur- und Verlagssuche und bin mir sehr im Klaren, kein Teamplayer zu sein. Ich stelle mich ganz auf eigene Füße und kann dann ja unterm Radar zwar ein Genre bedienen, aber vielleicht manche Regeln umdeuten, um so zu erzählen, wie ich es empfinde. Aber da wollte ich gerade gar nicht hin, ich wollte nur mal wieder sagen, wie passend ihr Themen wählt und umsetzt, ihr gehört sicherlich zu den Mutmachern der Branche und das mögt ihr bitte nicht verlieren.
Redbug Team
31. August 2017 at 12:57Oh, cool! Wirst du selfpublishen? Oder „nur“ auf deinem Blog veröffentlichen?
Und danke für das Kompliment :)