Kleine Verlage – Neue Wege
Und dann wacht man auf und es schneit. Auf einmal scheint alles möglich, auch dass man in Leizig einschneit und auf der Buchmesse campieren muss. Aber dann doch bitte an einem Stand mit schönen Büchern!
Der Peter Hammer Verlag ist so einer. Schöne Bücher, konzentriertes Programm. Nur Peter Hammer konnten wir am Stand nicht entdecken – da er gar nicht exisitert!
Peter Hammer ist die wörtliche Übersetzung von „Pierre Marteau“. Das war ein Deckname, den die Urheber oppositioneller (bisweilen auch anrüchiger) Schriften seit dem 17. Jahrhundert benutzten, um sich dem Zugriff der Obrigkeit zu entziehen. Es war das Subversive an diesem Namen, das den Gründern des Verlages 1966 so gefiel: Kritische (links-)politische Bücher und Literatur jenseits des Mainstream sollten hier in Wuppertal erscheinen. (Website des Verlages)
Der Peter Hammer Verlag ist eigentlich gar nicht so klein, aber auch nicht richtig groß und hundertprozent unabhängig. Die haben es also irgendwie geschafft, denken wir und streichen über das Cover des neuen Pappbilderbuchs: Eins Zwei Drei – Vampir von Nadia Budde. Ist es echt schon 20 Jahre her, dass Eins Zwei Drei Tier erschienen ist? Unfassbar.
Das vegane Buch
Der nächste Stand ist klein – und auffällig. Kleine Verlage – Neue Wege – hier trifft das definitiv zu. Matabox hat wenige Bücher, dafür umso mehr Notizbücher und die ziehen uns immer magisch an. Am Stand wird uns das vegane Buch vorgestellt. Kein Tierleim in der Bindung, ein Buch aus – Gras. Echt jetzt? Ja, genau. Nachhaltig, umweltverträglich und die Tiere lässt man auch in Ruhe. Das neueste Projekt von Matabox ist ein Buch aus Samenpapier. In das handgeschöpfte Papier sind Samen von Wildblumen eingeschlossen. Ausgelesen? Einpflanzen und wachsen lassen. Seit Anfang März crowdfounded das kleine Unternehmen und weil man gute Ideen unterstützen sollte: Hier geht es zur Kampagne.
Ernste Themen …
… sind traditionell gut bei kleinen Verlagen aufgehoben. Besonders die unpopulären. Am Stand des underDog Verlags steht Dr. Christian Discher, der Autor von „Die Stimmen der Übriggebliebenen“ persönlich und drückt jedem einen Flyer in die Hand.
Der underDog Verlag ist ein gemeinnütziger Verlag, der sich in einer Ellbogen–Gesellschaft der Starken für die Schwachen nützlich machen und dazu beitragen will, unser Leben menschlicher zu machen. (Quelle: Verlagswebsite)
Christian Discher hat mit 17 in der Psychiatrie in Ueckermünde Inkompetenz und fragwürdige Zwangsbehandlungen in einer unwürdigen Unterbringung erlebt. In einer tagebuchartigen Erzählung berichtet er Jahre später über seine Begegnungen mit den Menschen, die in Ueckermünde zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen politischen Systemen behandelt wurden und nun verschollen sind. Sein Buch ist wichtig. Es zu lesen, sicher nicht einfach. Hier muss man erstmal schlucken, bevor man sich wieder in den Messetrubel begeben kann.
Er sieht klein aus …
… hat aber den großen Bruder Carlsen (die Bonnier Gruppe) hinter sich: Der Aladin Verlag wurde 2012 von dem ehemaligen Carlsen-Verleger Karl Humann gegründet und ist 2013 mit sechs Mitarbeitern gestartet. Er hat geschafft, woran der Königskinder Verlag gescheitert ist: gute Kinderbücher erfolgreich zu vermarkten. Vielleicht ist es ja auch leichter, mit Kinder- und Bilderbüchern erfolgreich zu sein, als mit anspruchsvollen Jugendbüchern, die manchem Erwachsenen schon zu schwer zu lesen sind. Wir verlieben uns sofort in die winzig kleinen Leseproben und König Guu, eine Geschichte von Adam Stower mit comicartigen Zeichnungen.
Fremdsprachig
Ja, es gibt noch viel mehr kleine Kinder- und Jugendbuchverlage auf der Buchmesse und überhaupt. Wir sehen uns weiter um, auch wenn es für dieses Mal genug ist. Kleine Verlage – Neue Wege – auf dem Rückweg zum Hallenausgang entdecken wir die Koje von Books to Fall for, hier kann man auf jeden Fall noch etwas über Gestaltung lernen. Endlich mal eine andere Art, Bücher zu präsentieren. Überhaupt – warum sieht nicht alles viel verrückter und kreativer in der Halle 4 aus?
Sollte wir jemals auf der Messe sein, werden wir auf jeden Fall – auffallen. Versprochen!
Zum Abschluss noch die Erinnerung daran, dass heute Indiebookday ist. Also, Leute, ab in die Buchläden, unterstützt kleine unabhängige Verlage. Ihr wisst ja jetzt, wer dazugehört … Wer sich noch mehr einsetzen und an der Indiebookday-Challenge teilnehmen will:
Geht heute (24.03.2018) in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet (oder das erste zur Teilnahme an der #Indiebookchallenge). Wichtig ist nur: Es sollte aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag stammen. Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat) oder einem Blog Eurer Wahl mit #indiebookday. Wenn Ihr die Aktion gut findet, erzählt davon. (Website indiebookday)
That’s it!
Einen wundervollen Tag in einer kleinen Buchhandlung wünschen euch –
Die Redbugx
#lbm2018 #leipzigerbuchmesse2018
2 Comments
Charlie
24. März 2018 at 18:00Liebe Redbugx,
vielen Dank für diesen Artikel und die spannende Vorstellung kleinerer Verlage. Nach meinem letzten Besuch auf der Frankfurter Buchmesse habe ich mir vorgenommen, mich auf Messen in Zukunft eher den Verlagen zu widmen, von denen ich bisher noch nicht viel gehört hab. Die Programme von Carlsen & Co werden schließlich sowieso auf jedem zweiten Buchblog vorgestellt. Da ich die LBM dieses Jahr leider ausfallen lassen musste, ist euer Artikel ein schöner Ersatz für mich ;).
Matabooks muss ich mal im Auge behalten. Die Idee mit den Samenbüchern finde ich extrem cool! Und ihre Crowdfunding-Kampagne ist auf jeden Fall Unterstützung wert.
Der Indiebookday ist der Grund, wieso ich heute eigentlich auf euren Blog gekommen bin – Ihr werdet nachher noch von mir in einem Post markiert :D.
Viele Grüße
Charlie
Redbug Team
24. März 2018 at 18:16Hi Charlie,
schön, von Dir zu hören. Nächste Buchmesse – Frankfuuuuurt. Obwohl – Leipzig ist einfach so schön kuschelig …
Danke, für’s markieren.
Wir sehen uns!