Dieses Mal geht es um eine Lettering-Technik, die ich entwickelt habe, um perfekte Buchstabenformen hinzubekommen. Perfekt, meint einen Mix aus spannend, gut, schön, funktional usw. Das Schöne an diesem Flow ist, dass du wirklich schnell zum Ziel kommst (wenn du diese Technik ein paar mal gemacht hast, wirst du rasch Fortschritt bemerken!). Du brauchst Papier, Bleistift & Filzstift (bei Bedarf auch einen Weißmacher, zB. Tipex zum korrigieren).
1. Dein Schriftzug
Schreibe ein Wort mit Bleistift vor (Nimm ein Wort, was dir gut gefällt, zB. vom Klang, von der Bedeutung oder von der Buchstabenkombination her). Lass es fließen, denn
Schrift kommt von Schreiben
Ziehe dir Linien vor, aber nur wenn du willst (ich verzichte oft drauf, dann wird’s wilder). Mach es wie auf der Abbildung, dadurch bekommst du die sogenannte x-Höhe (die könnte eigentlich auch ›w-höhe‹ oder ›z-Höhe‹ heißen, denn es geht einfach darum, dass du den Bereich sichtbar machst, in den ein Kleinbuchstabe, ohne Ober-, wie zb. das ›d‹, oder Unterlängen, wie zb. das ›p‹, passt). Versuche für den Anfang deine Buchstaben luftig-breit zu schreiben, denn du wirst an deinen vorgezeichneten Lettering noch Dicke hinzufügen (dann hast du Spielraum und das fertige Stück sieht dann nicht gequetscht aus). Orientier dich ruhig an meinem Beispiel (lasse die Buchstaben unverbunden, das ist erst einmal in Ordnung).
2. Aufrechte Striche bekommen ihre Dicke
Hier entscheidest du, wie BOLD dein Lettering werden soll (und wieviel Kontrast zwischen dicken und dünnen Linien sein soll). Ich gebe dir hier einen Anfangswert mit, den du erstmal ausprobieren kannst: Aufrechte Striche sind im Verhältnis zu waagerechten Strichen 1 zu 0,7 stehen (also zb. 1 cm zu 7 mm). Deine Waagerechten sind einfach ein bisschen dünner als die aufrechten Striche.
Male dazu freihand (oder wenn du ein Mensch bist, der es haargenau mag, nimm gerne ein Lineal!) ungefähr mittig zu den Strichen kleine Merklinien. Alle in derselben Länge. Sie markieren dir die Dicke. Dazu in den darauffolgenden Schritten mehr.
3. Waagerechte Striche bekommen ihre Dicke
Hier machst du das selbe bloß mit den Waagerechten. Denke daran, dein gewähltes Verhältnis einzuhalten (wenn die Aufrechten zb. 1 cm dick werden, male für die Waagerechten Merkstriche von 7 mm).
That’s the magic!
4. Linien Verbinden / Kontur zeichnen
Orientiere dich an den Rundungen deines vorgemalten Lettering und verbinde die eingezeichneten Merkstriche miteinander (so wie ich es im Beispiel mache).
5. Lettering Ausmalen
Der schönste Teil.
Das Ausmalen ist das Manifestieren der Form, also hier wird die Seele deines Lettering aufgedeckt
Du ziehst das Tuch von der geheimnisvollen Kiste. Denn erst nach dem Ausmalen kannst du einschätzen, ob alles so schön geworden ist, wie du es dir vorgestellt hast. Spannend!
6. Lettering auswerten & korrigieren
Nun liegt es vor dir, was denkst du? Zufrieden? Oder gibt es Stellen, die dir noch nicht gefallen? Wenn ja, nicht schlimm. Jetzt kannst du noch Stellen ausbessern. Ich nehme dafür immer gerne Weißmacher, also Deckweiß. Es ist nicht immer nötig, aber probiere es einfach mal aus.
- Sprechen die Rundungen innerhalb der Buchstaben dieselbe Sprache? Wie sieht es außen aus?
- Haben alle Waagerechten und alle Aufrechten die gewünschte Dicke?
- Bist du irgendwo abgerutscht oder hast dich vermalt?
- usw …
MasterClass
Wie kannst du dein Lettering noch spannender machen? Baue Unstimmigkeiten ein, probiere dem Zufall Raum zu geben und sei offen für Ideen, die dir beim Malen kommen. Ich habe schon viele Letterings dadurch kaputt gemacht, aber die, die ich dafür auf ein neues aufregendes Level gebracht habe, sind es hundert Prozent wert.
Also sei mutig, die Sachen dürfen auch mal hässlich sein.
Meistens ist das ein Anzeichen für eine ausgeprägte Persönlichkeit und grafische Eigenständigkeit (das, was oft am meisten wert ist).
7. Lettering schmücken / einsetzen / fertigmachen
Riesenapplaus: Du kannst dir jetzt zu deinem fertigen Lettering gratulieren! Jetzt entscheidest du ob es fertig fertig ist, oder ob du nun einen Schritt weitergehen willst. Vielleicht einen Schlagschatten einsetzen? Oder Farbe mit ins Spiel bringen? (Also der letzte Punkt ›Schrift in Kontext setzen‹ in meinem letzten Artikel hier)
Probiere solange aus bis du zufrieden bist, denn es gibt nichts besseres, nichts gesünderes als deinen eigenen Anspruch.
Übertreibe ruhig und probiere zb. das Verhältnis der Waagerechten zu der Dicke der Aufrechten 1 zu 0,1 oder andersherum 0,1 zu 1. Gucke was dir Tolles begegnet und sei, wie schon beteuert, mutig!
Wie immer kannst du dir das Worksheet zu meinem aktuellen Blogbeitrag holen, wenn du dich für den Newsletter anmeldest. Du bekommst mit dem nächsten Newsletter dann auch alle anderen Lettering-Worksheets der letzten Beiträge von mir.
Ich freu mich auf Fragen, Feedback, oder einen Blick auf dein Lettering!
Bis in einem Monat,
Lukas
(News: wenn du gerne ein schickes Lettering von mir sehen willst, kannst du auf die frisch geupdatete Red Bug Agentur Website gehen und auf mein Profil schauen! hier)
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