Autobiographisches Schreiben

AUTOBIOGRAPHISCHES SCHREIBEN #26 CORONA PAGES

18. März 2020
Corona
Corona überall.

Corona ändert unser Leben, die Art wie wir zusammenleben. Vielleicht für länger. Vielleicht für immer.

Wir hören plötzlich auf die Meinung der Wissenschaftler. Und die Politik richtet sich nach deren Einschätzungen. Und sie handelt schnell. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, werden enorme Anstrengungen unternommen und wir alle sind plötzlich bereit, gravierende Einschränkungen hinzunehmen.

Solche extremen Katastrophen bringen oft das Schlechteste und das Beste im Menschen hervor.

Panik, Egoismus, Schuldzuweisungen, Rachegelüste und Zynismus, aber auch Mut, Loyalität, Hilfsbereitschaft, Empathie, Kreativität und Liebe.

Wir lieben Kontakt

Dieses Virus ist deshalb so besonders tückisch, weil es sich genau dadurch verbreitet, dass wir das tun, was wir in schwierigen Situation instinktiv tun wollen, uns miteinander austauschen, uns gegenseitig unterstützen, umarmen, Mut machen, trösten. Ausgerechnet das Gegenteil ist der Fall, wir müssen (körperlichen) Abstand voneinander halten, uns isolieren, um uns und vor allem die anderen Mitmenschen zu schützen. Immer wieder wird behauptet, wir hingen nur noch an unseren Handys und in den Sozialen Netzwerken. Jetzt wird dagegen sehr deutlich, wie wertvoll und wie wichtig uns allen der echte menschliche Austausch und Kontakt ist.

Jetzt sitzt du vielleicht in deinem Zimmer in Quarantäne oder befolgst nur die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen und bleibst zu Hause. Die Decke fällt dir auf den Kopf vor Langeweile oder du weißt gar nicht, wo dir der Kopf steht vor Stress. Oder du willst einfach nur etwas Sinnvolles mit der gewonnenen Zeit tun.

Vielleicht ist Schreiben jetzt genau das Richtige für dich.

Wenn du jetzt vollkommen genervt oder nahe am Verzweifeln bist, weil es draußen Frühling wird, du aber in der Wohnung hocken sollst – weil der Urlaub, auf den du hingespart hast, ausfallen muss – weil du deinen Lover nicht besuchen kannst – weil du Angst hast, deinen Job zu verlieren oder pleite zu gehen. Was immer es ist, es gibt immer irgendetwas, wofür du dankbar sein kannst. Und wofür du auch dankbar bist, ohne es vielleicht zu merken.

Dankbarkeitstagebuch

Dafür ist eine Art Dankbarkeitstagebuch großartig. Denn es ist immer wieder erstaunlich, welche Gedanken auftauchen, wenn man einen Stift in die Hand nimmt und schreibt. Es sind dann oft die kleinen, auf den ersten Blick unbedeutenden Dinge, die einem einfallen, wenn die Bleistiftspitze das Papier berührt.

Es macht wenig Sinn, die Dinge aufzuschreiben, für die du glaubst, dankbar sein zu müssen (das kommt in ein anderes Journal, z.B. die Morning Pages oder das Tagebuch). Schreib nur die Dinge auf, für die du wirklich Dankbarkeit fühlst. Ehrlich und tief in dir.

Für mich funktioniert es sehr gut, das Dankbarkeitjournal abends zu schreiben. Das Notizbuch liegt am Bett und ich notiere mindestens drei Dinge, die mir an dem Tag begegnet sind und für die ich dankbar bin. Es können auch viel mehr werden. Aber wenn es einmal »nur« drei sind, ist das auch ok. Drei Dinge, die den Tag zu einem guten Tag gemacht haben.

Corona Pages

Tagsüber und etwas ausführlicher, könntest du dir auch eine Liste machen mit einzelnen Kategorien von Dingen, für die du vielleicht dankbar bist. Ich habe mir so eine (unvollständige) Liste gemacht. Ich nenne sie mal die Corona Pages. Ich finde, das ist eine gute Methode, um festzustellen, wie gut mein Leben ist. Denn hier fallen mir oft Dinge ein, für die ich dankbar bin, die ich fast gar nicht mehr wahrnehme. Die mir selbstverständlich geworden sind und die, wie mir jetzt in dieser Situation klar wird, ein großes Privileg sind.

Denn ich merke erst, wenn der Duschkopf verkalkt ist, und es mal nur tröpfelt wie großartig es ist, und dass ich wirklich dankbar dafür sein kann, wie toll es ist eine Dusche zu haben. Ich habe nur wenig bis gar nichts dafür getan, dass ich jeden Morgen heiß duschen kann.

Vielleicht merken wir jetzt erst, wo die Grenzen geschlossen sind, wie großartig es ist, dass wir in Europa keine Grenzen mehr brauchen.

Die Liste meiner Corona Pages enthält also folgende Kategorien:

  • Was hat die Gesellschaft für mich bereitgestellt, für das ich dankbar bin.
    • z.B. Häuser, Straßen, Schulen, Wasser, Strom, Parks, Cafés, Krankenhäuser …
  • Für welche Menschen bin ich dankbar?
    • z.B. Freunde, Eltern, Lehrer, Künstler, Ärzte, Lehrer, Kinder
  • Dankbar, für das was andere heute für mich getan haben.
    • z.B. angerufen, etwas vorbeigebracht, gekocht, einfach nur da gewesen
  • Was konntest ich heute für andere tun und macht mich dankbar?
    • z.B. anrufen, etwas vorbeigebringent, kochen, einfach nur dasein
  • Dankbar für das, was ich selbst für mich getan habe
    • z.B. gesund gegessen, genug geschlafen, dich genug bewegt (Quarantänenyoga?)
  • Dankbar für das, was ich heute gelernt habe
    • z.B. über dich, über jemand anderen, eine Fertigkeit, etwas allgemeines

Natürlich kannst du dir auch eine Liste mit ganz anderen Punkten machen.

Morning Pages

Etwas ganz anderes sind die Morning Pages. Hier kannst du Dampf ablassen. Nicht nur immer das schreiben, wofür du dankbar bist, sondern auch einfach, was dich so stinkwütend, so panisch oder so müde macht. Hier kannst du auch reinschreiben, dass du genervt bist für dies und das dankbar sein zu sollen, was dir eigentlich am A… vorbeigeht.

Die Morning Pages sind der Ort für den ungefilterten Gedanken- und Gefühlsstrom. Mehr darüber, wie Morning Pages funktionieren findest du hier in einem Beitrag dieser Reihe.

Corona Tagebuch

Du kannst natürlich auch ein Corona Tagebuch schreiben, ein Video Tagebuch aufnehmen.

Schreib auf,

  • was dir am meisten fehlt.
  • worauf du leicht verzichten kannst
  • was du vielleicht sogar genießt an der Situation
  • was dir die gewonnenen Zeit an Möglichkeiten bringt
  • wovor du am meisten Angst hast
  • wofür du in dieser Situation dankbar bist
  • was du für andere tun kannst
  • worauf du hoffst, wenn wir diese Krise überstanden haben
Dein Buch

Vielleicht ist es jetzt auch die Zeit, endlich das zu machen, was du schon immer machen wolltest. Dein Buch schreiben. Auf diesem Blog, und nicht nur in dieser Reihe, findest du unendlich Material, wie du das angehen kannst.

Also leg los, wasch dir die Hände, bleib zu Hause, schreib dein Buch

und bleib gesund

PS

Solltest du Bewegungsdrang haben, weil du seit längerer Zeit über deinem Notizbuch oder vor deinem Laptop sitzt, und nicht raus können zum Joggen oder in dein Yogastudio oder, oder, oder, empfehle ich dir zur Entspannung von Body and Mind die erfrischenden Kurse von Yoga mit Amber.

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