Flaschen können aus Ton, Metall oder Glas sein. Mit Schilfband umwickelt, Kronkorken, Bügelverschluss. Eine Flasche gibt uns die Möglichkeit, Flüssiges mit uns zu tragen. Zu sammeln, zu lagern, zu konservieren.
Um die Hüfte geschlungen schlägt sie vertrauensvoll gegen deinen Oberschenkel. Selbst wenn die Sonne brennt, kannst du aus mir einen Schluck nehmen. Korken knallen, bevor die Sonne hinter den Bergen untergeht. Süßer Saft oder Lebertran. Warme Milch oder scharfer Korn. Molotowcocktail, Zaubertrank, Lebenselixier.
Flaschen verstauen Träume.
Es klirrt hinter dem Gartenzaun. Bei den Mülltonnen versteckt. Fahler Schein zwischen dem Altglas. Eine Pulle ist noch voll. Die gönne ich mir. Sanfter Rand. Noch feucht vom ersten Schluck. Noch scharf vor dem zweiten Schluck. Schwer in der Hand. Nicht mehr lange. Dann kippt das Gleichgewicht und sie wird leichter. Leichter. Leichter. Bis kein Tropfen mehr die Lippen benässt. Gurgelnde Schlucke wollen hinter der Kehle gewusst sein. Das Bewusstsein ausgeschaltet. Bis auf den nächsten Ruf. Hinter den Mülltonnen liegt noch eine.
Flaschen verstauen Träume. Guckt einer zu tief ins Glas, kann er auch gleich aus der Flasche trinken. Was sieht er hinter dem schmalen Hals, hinter den geröteten Augen.
Wärmt Papa die Flasche in den Händen, von der Küche ans Kinderbett. Die Finger halten von selbst. Durch den Nuckel. Handwarme Milch. Dämmerlicht. Weiche Wangen, wandernde Augen. Dann Schlaf der durch die Glieder wandert. Papa summt leise.
Innehalten
Er duftet noch immer. Seidenschal um den Hals geschlungen, die Nase bedeckt. Ganz zart an ihrem Duft saugen, die Lippen öffnen, fast nah. Die Augen schließen. Fast da. Flackerndes Licht, flackerndes Fläschchen. Lachend an die Haut gedrückt. Ein Tropfen der den Hals herabläuft. Nackte Schultern, Duft überall. Ihre Haare, die Finger, geschmeidige Schenkel. Flaschen halten Erinnerung.
Morgen werde ich Sand überall haben. Sie lässt die Beine Baumeln, kratzt sich am Kopf. Guck! Überall. Kleine feine Körner rieseln in deine Handfläche. Zwei Schneidezähne blitzen im Mondlicht. He! Gebt die Flasche rum! Es klirrt, gurgelt. Sie streckt sich nach hinten, nimmt sie wieder entgegen. Unter euch fließt dunkel der Fluß.
Lebensstrom
Vom Lebensstrom ein bisschen was abzapfen und in der Flasche verkorken. Was uns sonst durch die Finger rinnt, kann in einer Flasche gestaut werden. Zischendes Sprudelwasser, duftendes Öl. Met, Wein oder Bier. Die Tränen einer Jungfrau. Die Tränen keiner Jungfrau. Ein tropfen Blut.
Meer in deiner Tasche. Einen Liter Wasser in der Hand. Wein fürs Jenseits, Tee für die Mittagspause.
Sonst ist alles im Fluss, kaum zu halten. Dampft in einem Kessel, reift in einem Fass, fließt dem Meer entgegen. Hält man die Flasche rein, hält man die Zeit an. Kann innehalten, was sich sonst jedem Griff verwehrt.
Ein Vakuum im Meer. Und darin deine Wünsche. Lass sie von dir treiben. Du bleibst am Strand, die Füße in der Gischt. Die Flasche schwuppert davon. Auf zu neuen Ufern.
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