„Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz
„Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz ist ein Wohlfühlbuch. Ein Buch, durch das man sanft geleitet wird, das einen mit Höhepunkten und Tiefpunkten im Leben der Protagonisten konfrontiert, aber nie in den Abgrund von Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit stürzt. Nein, es gibt immer eine Lösung und in diesem Fall ist es – die Liebe.
Ich kenne den Autor von Facebook, er ist einer der Glücksfälle auf Social Media, immer freundlich, offen, zugewandt. Eine Bekannte hat mich schon fast ermahnt, seine Bücher zu lesen, sie wären so tief und philosophisch.
Ewald Arenz ist ein Gewinn für die deutsche Buchszene, ein Liebling der Buchhändler:innen, die solche Bücher brauchen. Bücher, die von ihren Leser:innen geliebt werden, die sich nicht aufspielen, die keine Behauptungen aufstellen, nicht glauben, dass sie die Welt groß verändern können und sie vermutlich mehr verbessern als viele andere Bücher.
„Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt die erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander. Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?“ (DUMONT-Verlag)
Einbrüche in ein normales Leben
Und trotzdem, bin ich mit dem Buch nicht warm geworden. Etwas daran hat mich nervös gemacht, vielleicht die leichte Spießigkeit, die Normalität, die ich von meinem Leben nicht kenne, der träge Fluss, in dem die Protagonisten durch ihre Leben segeln, die Sprache, die mich einlullt und gleichzeitig von Krankheiten und Depression spricht, die ich nicht so wirklich spüre. Eine Mischung, die mir nicht liegt.
Ich habe viel zu lange gebraucht, diese Rezension zu schreiben, so lange, dass ein anderer Verlag mich auf Netgalley, über das ich dieses Leseexemplar bekommen habe, schon abgemahnt hat. „Du zeigst zu wenig Aktion. Wir wollen Leser, die unsere Bücher in zwei Wochen lesen!“ Und okay, genau diese Leserin bin ich nicht. Und ich bin auch nicht die Rezensentin, die eine schlechte Rezension raushaut, weil mir ein Buch gerade nicht passt. Ich will ein Leseerlebnis und danach verstehen, was es mit mir gemacht hat. Gleichzeitig möchte ich – als Autorin – einem Autor gerecht werden, der von vielen geliebt wird, der zurecht erfolgreich ist und mir sicher sein, dass meine Kritik wertschätzend ist.
Vielleicht habe ich ja doch etwas mit Ewald Arenz gemeinsam. Manchmal brauchen Dinge Zeit. Erkenntnisse zum Beispiel.
„Heute, dachte sie und sah auf den Brief mit der Kündigung, heute würde ich wollen, dass man mir die Dinge sofort sagt.“ (Kapitel 3, Position 191)
Sprachstil
Die Sprache von Ewald Arenz ist klar und leicht verständlich und immer an die Erzählfigur gebunden, die mit der Leserin zu sprechen scheint, laut denkt. Und wenn sie denkt, dann in einem Tempo und Rhythmus, dem ich leicht folgen kann, einer Sprache, die sich nicht in verschachtelten Nebensätzen verliert oder so knapp ist, dass ich Schwierigkeiten habe, der Handlung zu folgen. Leider macht genau das die Sprache ein wenig langweilig und vorhersehbar. Wenn es poetisch wird und das „Licht schwarze Konturen umspielt oder Schatten wie dunkle Teiche sind“, dann klingt mir das ein wenig zu vertraut und schon zu oft gelesen.
Was natürlich auch ein Vorteil ist. Sie stellt die Nähe zu den Hauptcharakteren her, die reden wie jemand, den oder die wir alle schon einmal getroffen haben.
„Es gab ein paar Bilder, die sich selbst auf dem kleinen Display sehr hübsch ausnahmen Er mochte alte Häuser. Die Bilder erinnerten ihn an die großen Räume seiner Kindheit, den Hausgang mit Solnhofener Platten, die im Sommer unter den nackten Füßen so wunderbar kühl waren, die schwere eichene Haustür.“ (Kapitel 4 Position 232)
Doch oft wird mir die Sprache ein wenig zu penibel. Ich musste Solnhofener Platten googeln und frage mich, was das Wort in einem literarischen Text zu suchen hat und ob es in eine Erinnerung gehört. Es sind Dinge, die mich aus dem Text werfen, mir das Gefühl geben, es gibt eine (Buch-)Welt, die bürgerlich und zwar nicht heil, aber im großen Ganzen doch in Ordnung ist und die Solnhofener Platten passen da genau rein. Nur nicht zu mir.
Fazit
Dieses Buch hat viele Leserinnen gefunden und wird, genauso wie die weiteren Bücher von Ewald Arenz immer Leser:innen finden. Es bespielt eine literarisch interessierte Leserschaft, die sich hier bestimmt gut getroffen fühlt, sanft beleuchtet und nicht zu harsch angefasst. Es ist ein kluges Buch, das sich mit Menschen auskennt, die in der Mittelschicht leben. Und nicht so sehr mit den Randbereichen der Gesellschaft oder den Nischen, da wo alles etwas chaotisch, aber auch kreativ wird, wo Sätze nicht hingemauert werden, sondern aus dem Mund fallen und manchmal einfach so roh stehenbleiben. Und das liegt mir mehr.
Dem Buch kann ich das nicht vorwerfen und ohne Probleme sagen: Wenn Du gerne Coelho magst, dann wird dir vermutlich auch Ewald Arenz gefallen.
„Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz
Hardcover
DuMont
384 Seiten
VÖ: 17.03.2023
ISBN: 978-3-8321-8204-5
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