Verlag oder Selfpublishing
Verlag oder Selfpublishing ist eine Frage, die Du dir erst seit 14 Jahren stellen kannst. Denn vorher gab es keine Alternative zu einem Verlag. Vielleicht das Veröffentlichen im Internet, also auf (d)einer Website, was ich nicht unterschätzen würde, da so schon einige Karrieren begonnen haben.
Logisch auch, dass die Verlage, die vorher das Monopol auf eine Veröffentlichung hatten, gegen die neue Konkurrenz gewettet haben. Alles Schund, da fehlt ein Lektorat und Korrektorat und so weiter. Wenn Konkurrenz in einen Markt eintrittst, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie auszuschalten oder zu schwächen.
Zum Beispiel sie herabzusetzen und/oder massiv unter Duck zu setzen. Was passiert ist. Oder man kopiert die Produkte, was auch passiert ist. Auf einmal tauchten schnell zusammengeschusterte Imprints von Verlagen auf, die E-Books mit wenig Aufwand herausbrachten. Impress von Carlsen war so in Imprint. Ich erinnere mich, wie sie mich damals (2012) angeworben haben. Schlechte Bedingungen, ein sehr heruntergebrochenes Lektorat und kaum Korrektorat. Und ein Vorschuss war auch nicht wirklich geplant. Ich stellte die Frage: Warum sollte ich das machen? Mich störte vor allem die Lieblosigkeit der Literatur gegenüber. Doch für viele Autor:innen, die sich SP-Publishing nicht zutrauen, war es der erste Schritt auf den Buchmarkt. Und auch Impress hat sich weiterentwickelt, die Qualität gehoben (aber von Vorschüssen höre ich immer noch selten …)
Bad & Ugly?
Und dann gibt es die andere Möglichkeit, die Konkurrenz zu schwächen. Nämlich sie aufzukaufen. So hat es Facebook mit Instagram gemacht oder Google mit YouTube. Und es ist auch eine Strategie, die die Verlage anwenden. Kaum hat eine SP-Autor:in Erfolg, ist sofort ein Verlag da, behauptet eine Autor:in „entdeckt“ zu haben und bietet einen Verlagsvertrag an. Viele haben hier zugegriffen und sind zum Teil zufrieden, jetzt endlich sagen zu können: Ich bin eine Verlagsautor:in. Aber – ist das überhaupt noch wichtig?
Andere haben nur kurzzeitig die Power des Verlags genutzt, um von der Verlagswerbung zu profitieren oder in die Spiegelbestsellerliste zu kommen – und sind dann wieder ihrer eigenen Wege gegangen.
Im Verlag
Ich habe von meinen Eltern eine große Wertschätzung für Bücher, das Lesen und Verlage vermittelt bekommen. Der erste Verlag (Beltz & Gelberg) mit dem ich einen Verlagsvertrag gemacht habe, hat meine Kindheit mit grandiosen (orangen) Büchern begleitet, war innovativ und progressiv. Und auf einmal bin ich selbst Autorin in diesem Verlag. Wow. Der Grund, warum ich meinen Erfolgskurs 2.0 so sehr auf eine Verlagsbewerbung und das Exposé hin ausgerichtet habe, hängt damit zusammen, dass ich immer noch glaube, dass viele Verlage großartige Arbeit leisten, die (Buch)kultur voranbringen und sehr wichtig für die geistige Entwicklung von Kindern aber auch Erwachsenen sind. Wenn Du diese idealistischen Ziele teilst, wenn Du Literatur schreiben möchtest, egal ob für Kinder oder Erwachsenen, dann ist der Verlag immer noch die beste Option für dich. Und zwar hauptsächlich, weil Du dort Gleichgesinnte treffen wirst. Menschen, denen Literatur am Herzen liegt.
Aber logisch, es ist nicht so, dass Du jetzt einfach da hintrabst, dein Vorhaben vorbringst und aufgenommen wirst. Denn auch Verlage müssen überleben und dieser Druck wird immer stärker. Auch – weil es mittlerweile das Selfpublishing gibt und vielen Leser:innen und Autor:innen mehr mehr auf Verlage angewiesen sind, wenn sie lesen oder schreiben wollen. Daher wird sehr stark ausgesiebt, wer in einem Verlag aufgenommen wird, daher gibt es mittlerweile viele Agent:innen, die die Vorauswahl treffen. Und es ist fast ebenso schwer in eine Agentur zu kommen (wenn Du nicht erfolgreich bist) wie in einen Verlag. Aber – bleiben wir positiv. Ich habe es geschafft, Du kannst es auch schaffen!
Was ist dein Ziel?
Es ist wichtig zu verstehen: Heute kannst Du auch ohne in einem Verlag zu sein, überall dorthin kommen, wo auch Verlagsautor:innen sind. Es gibt Firmen wie Nova MD, die den Vertrieb übernehmen, denn wenn Du einen Vertrieb hast, dann kommst Du in die Buchhandlungen und – wenn Du gut verkaufst, auch in die Spiegelbestsellerliste. Sollte das dein Ziel sein, dann musst Du nicht in einen Verlag gehen.
Wenn für dich Schreiben eher ein Job, eine Unternehmen ist, das Du profitabel machen möchtest, dann brauchst Du auch keinen Verlag, im Gegenteil. Denn in einem Verlag wirst Du nur dann gut verdienen, wenn Du sehr, sehr, viele Bücher verkaufst. Meist finden diese großen Erfolge in Publikumsverlagen statt, also Verlagen, die weniger an der Literatur und mehr am Einkommen durch den Verkauf von Büchern interessiert sind. Das will ich nicht verurteilen, obwohl ein Teil in mir immer zu weinen beginnt, wenn ich sehe, wie Bücher zu Objekten und Produkten werden, besonders dann, wenn sie nur gekauft, aber nicht gelesen werden.
Aber – hier geht es um dich. Was willst Du? Willst Du mit deinen Büchern viel Geld verdienen oder einen Literaturpreis gewinnen? Willst Du ein herausragendes, literarisches Buch schreiben oder die Massen mit einem sehr populären Thema begeistern? Manchmal ist es gar nicht so leicht, das herauszufinden. Im Grund willst Du vermutlich alles. Am liebsten einen literarisch anerkennten Bestseller schreiben, der auch noch viele Preise gewinnt. I know ;). Das wünsche ich mir auch immer.
Hybridpublishing
Aber -weißt Du was? Eigentlich. musst Du dich gar nicht entscheiden. Du kannst auch beides machen: Im Verlag veröffentlichen und ins Selfpublishing gehen. Wenn ich auf Social Media lese, dass Autorinnen, die ge-selfpublished haben, nicht mehr in Verlagen oder Agenturen angenommen werden, dann lache ich ganz laut. Ja, das haben wir ja noch nie gesehen. Natürlich. haben wir das alle schon etliche Male gesehen. Es gibt sogar einige Imprints, da sind hauptsächlich Autor:innen, die vorher im SP-Publishing waren. Weil sie nämlich entweder schon eine große Community hatten oder sehr gut verkauft haben. Damit sind sie attraktiv für Verlage. Es kommt (ja, vielleicht weinst Du jetzt auch ein wenig) sehr viel mehr darauf an, dass Du deine Bücher im Selfpublishing gut verkaufst, als dass Du tolle Bücher schreibst, wenn Du in einen Verlag willst.
Also warum nutzt Du nicht die jeweils beste Methode, um erfolgreich zu sein? Manchmal möchtest Du ein Buch schnell und einfach herausbringen? Manchmal wünschst Du dir die Hilfe eines Verlages. Alles geht.
Weil wir Redbugx (also das Team meines kleinen Labels) schon so viel Erfahrung im SP-Veröffentlichen haben, helfen wir auch gerne (Verlags-)Autor:innen ins SP-Publishing einzusteigen. Wenn Du hier nach Hilfe suchst, schau dir mal unsere Angebote an. Gerade habe ich Dorit Linke zusammen mit dem Redbug-Team bei ihrer ersten Buchserie im SP-Pub unterstützt. Und schau mal, wie schön das geworden ist.
Aber mir geht es nicht um Werbung für meinen Service. Ich finde es ganz grundsätzlich großartig, wenn Autor:innen sich die Freiheit nehmen, so zu veröffentlichen, wie sie wollen. Manche Bücher wären sonst nicht in der Welt. Und – sie würden auch nicht in Verlagen veröffentlicht, weil sie nämlich zuerst selbstverlegte Bücher waren. Denk an die Erfolgsgeschichte von „Shades of Grey“, der Text (und egal, was Du vom Inhalt hörst), wurde von der Autorin zuerst auf ihrer Website veröffentlicht, dann in einem winzigen Label und wurde dann erst ein Welterfolg. Also starte dort, wo Du dich wohl fühlst und geh deinen Weg!
Was willst Du? Was kannst Du?
Jede/r ist anders. Ob Du besser im Verlag oder im Selfpublishing aufgehoben bist, hängst auch davon ab, was Du kannst, ob Du dein Cover selbst gestalten kannst oder willst, ob Du genug Geld hast, dir diese Leistungen einzukaufen. Ob Du ein Lektorat brauchst, ob Du es dir leisten kannst. Ja, genau, das sind eine Menge Fragen, daher habe ich sie in einen Fragebogen gepackt. Wenn dich dieser Fragebogen interessiert, kannst Du ihn dir hier herunterladen. Dafür schreibst Du dich in unseren Newsletter ein und erhältst mit dem nächsten Newsletter Zugang zu weiteren Worksheets. Es geht ein wenig Hin- und Her mit der Bestätigung, weil wir wollen, dass alles sicher ist. Der Download-Link kommt dann mit der letzten Begrüßungsmail, also etwas Geduld. Und dann – Willkommen in der Red Bug-Community! (Wenn irgendetwas mal nicht klappt, kannst Du uns immer mailen!)
Im nächsten Beitrag geht es um die Frage, wie Du in einem Verlag angenommen wirst. Bis dahin ganz viel Schreibzeit!
xoxo
Katrin
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