Als mein Bruder mir 2009, nachdem mein drittes Buch herausgekommen war und ich mich neu orientieren wollte, sagte, ich müsste unbedingt zu Twitter, habe ich einen Account eröffnet. Ich fand die Plattform gut, den Style besser als Facebook, aber zwei Dinge haben mich gestört: die 140 Zeichen und dass so gut wie keine deutschen AutorInnen auf dieser Plattform waren. Nun, das hat sich geändert. Mittlerweile sind es 280 Zeichen und die deutsche (Autoren-)Community auf Twitter ist riesig.
Twitter gilt als die Plattform für AutorInnen, wobei ich sagen würde, dass das wohl eher für anglo-amerikansche AutorInnen relevant ist.
Was ist Twitter?
Twitter ist ein Microbloggingdienst. Das bedeutet, dass Nachrichten in Minihäppchen (tweets) in die Welt twittert=zwitschert werden. Dieses im Grunde sehr anspruchslose Bloggen wurde schnell extrem populär. Dies liegt vor allem daran, dass sich Tweets enorm schnell verbreiten können. Tun sie das nicht, fällt einem nur auf, wie ungemein kurzlebig Tweets sind. Wer einen Twitteraccount hat und mal in seine Timeline schaut, der wird es merken: Alles, was man twittert, rutscht in Sekundenschnelle nach unten und verschwindet – nun, nicht ganz, da es auf dem Feed des eigenen Account stehen bleibt, aber doch sehr schnell von der allgemeinen Bildfläche.
Wie werden Tweets lebendig?
Das Spannendste an Twitter ist: Sobald ein Tweet, also eine kleine Mikronachricht, geteilt wird, kann sie sich in großer Geschwindigkeit in der Twitterwelt verbreiten. Besonders interessante Nachrichten verbreiten sich in Sekundenschnelle über die ganze Welt. Denkt an #metoo
Als Alyssa Milano am 15. Oktober 2017 Frauen allerorts zur Nutzung des Hashtags ermutigte, schrieb sie hierzu auf dem Mikrobloggingdienst Twitter: „Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, schreibe „Me too“ als Antwort auf diesen Tweet“. (Wiki. #metoo geht ursprünglich auf Tarana Burke zurück, die es schon 2006 als „Missbrauchs“-Hastag auf MySpace verwendete)
Was ich damit sagen will: Twitter ist mächtig.
Die Frage ist nur: Ist es auch für AutorInnen sinnvoll? Interessant? Nützlich?
Welche Tweets funktionieren gut?
Welche Tweets werden überhaupt stark geteilt und verbreitet? Nun, Tweets, die für die ganze Welt interessant sind oder der ganzen Welt etwas sagen, oder die ganze Welt interessieren. Alles, was besonders spektakulär ist oder gerade im Fokus. Was super krass, witzig, beschämend oder voyeuristisch ist. Seit Twitter Bilder und Videos zugelassen hat, wird das noch deutlicher. Es ist wie mit den (normalen) Nachrichten und wie es schon immer war: Hund beißt Mann. Uninteressant. Mann beißt Hund? What?!
Können AutorInnen mit Posts über ihre Bücher dort mithalten? Nun, das hängt davon ab, wie populär die AutorInnen sind. Oder wie witzig ;)
Aber wie kommt man zu Followern, wenn man weder witzig noch eine BestellerautorIn ist? Nun, ich denke, es ist wie auf allen Plattformen: Indem man sich eine solide Followerschaft mit hilfreichen, interessanten, inspirierenden oder auch witzigen Tweets aufbaut. Und das ist möglich. Regelmäßig gute Inhalte posten, andere beachten, ihnen folgen und vor allem: Geduld haben. Ich zoome mal näher heran:
Wem solltet ihr folgen?
Da gibt es natürlich viele verschiedenen Möglichkeiten, doch wenn man seinen Twitter-Account nicht nur privat, sondern auch für seine Bookpromo nutzen will, dann machen bestimmte Gruppen mehr Sinn als andere.
- Autoren: Man vernetzt sich, erhält Tipps, man kommt vielleicht zur Zusammenarbeit. Man muss nur beachten: Andere Autorinnen sind selten die Leser deiner Bücher.
- Leser: Eure wichtigste Gruppe. Nur – Wie kommt ihr an sie heran? Wie erkennt ihr sie?
- Buch-Dienstleister: Also Covergetalter, Typografen, Lektoren, Korrektoren.
Die wichtigste Gruppe, der ihr folgen solltet? Anderen Autoren, wenn sie Tipps für euch haben. Buchdienstleistern, wenn ihr deren Dienste braucht. Und wenn ihr Kraft und Zeit habt: Allen Menschen, die künstlerisch literarisch interessiert sind und allen anderen, wenn euch deren Account inspiriert, fröhlich macht, ihr etwas lernen könnt. Also nicht den Lesern? Dazu unten mehr.
Was ist mit den Buchbloggern? Eine Selfpublisherin hat es einmal sehr drastisch für alle AutorInnen formuliert: Vergeßt die Buchblogger. Was sie damit sagen wollte: Das Interessen der Buchblogger gilt den Verlagen, von dort bekommen sie Bücher. Und wenn sie Kontakte knüpfen, dann lieber zu anderen Buchbloggern. Ein wenig muss ich die Buchblogger allerdings in Schutz nehmen: Sie leiden häufig unter sehr fordernden Selfpublishern, die ihnen ihre Bücher fast aufdrängen.
Wer sollte euch folgen?
Die wichtigste Gruppe, die euch folgen sollte, sind (potenzielle) Leser. So schmerzhaft das ist: Es ist nicht möglich, ihnen zu folgen, da ihr sie erst erkennt, wenn sie euch folgen. Als Fans, als begeisterte Leser. Also – Geduld. Natürlich ist es auch schön, wenn euch andere Autoren und Künstler und überhaupt Menschen folgen, die euch damit sagen: Dein Account gefällt mir. Das ist ein Extra ;)
Twitter, um sich zu vernetzen
Wenn man den Menschen folgt, die man mag und deren Tweets einem gefallen, dann kann u. U. eine Beziehung entstehen. Als ich auf Twitter anfing, war mein größes Ziel, mich mit mehr AutorInnen zu vernetzen. Ich bin also sehr vielen Autorinnen gefolgt und viele sind mir zurückgefolgt. So richtig Kontakt oder Beziehung, konnte man das aber nicht nennen. Ich fand auch, man spürte bei den meisten Autorinnen überhaupt nichts von deren Persönlichkeit. Stattdessen war meine Timeline auf einmal voll mit massiver Werbung von (zum Teil fürchterlichen) Büchern. Okay, erste Erkenntnis: So läuft es nicht.
Dann folgte ich Buchbloggern, da wir die Liebe zu Büchern teilen. Doch nur wenige hatten etwas Interessantes zu Büchern zu sagen, (und denen folge ich immer noch gerne.) Andere teilten mir über das Sharing von Goodreads ihren Lesefortschritt mit: Bin auf Seite 8 von 200 von …xy. Im Ernst? Was soll ich damit anfangen? Also bin ich wieder entfolgt.
Ich gebe zu, die Anfänge waren holperig. Mein liebster Mann und Gefährte regt sich gerne über die überflüssige Zeit auf, die ich auf Sozial Media vertrödelt. (Stimmt, große Gefahr!), doch dann – meldete sich ausgerechnet über Twitter ein Autor für eine Zusammenarbeit und hat schließlich mit ihm – und nicht mir! – eine Graphic Novel gemacht. (Das war dann doch ein sehr befriedigender Moment :)
Kurz: Man kann tolle Menschen auf Twitter treffen! Aber das ist nur ein Grund, auf Twitter aktiv zu sein.
Buchpromo auf Twitter
Sehr viele AutorInnne nutzen Twitter, um ihre Bücher zu promoten. Das ist eine gute Idee. Grundsätzlich. Damit Buchpromo Sinn macht, müssen deine (potenziellen) Leser dir natürlich folgen und dafür müssen sie dich natürlich finden können. Daher sollte:
- dein Autorennamen richtig und deutlich im Profil auftauchen
- ersichtlich sein, dass du Bücher schreibst
- u.U. ersichtlich sein, was du gerade schreibst oder was gerade herausgekommen ist.
- Posts von deinen Büchern im Feed auftauchen.
- man Cover deiner Bücher im Feed finden können
- eine Verknüpfung zu deiner Autoren-Homepage, deinem Facebook-Account, deinem Wattpad-Account oder einer anderen Stelle existieren, an der man deine Bücher findet, kaufen, lesen, bestellen kann
Achtung: Zu viele selbstbezogenen Tweets machen nur dann Sinn, wenn man allein seine treuen Leser erreichen will – und sonst niemanden. Eine gesunde Mischung ist besser, als sich immer nur selbst zu promoten. Also die alte Regel, die lautet: 80 Prozent Nutzen für andere, 20 Prozent Selbstpromo – oder so ähnlich.
Likes, Retweets und Klicks
Likes zeigen, dass jemand dein Inhalt gefällt, Retweets, dass jemand seinen Followern gerne deine Information zukommen lassen will (oder einen guten Joke …) und Klicks auf Links (von dir oder anderen) zeigen, dass jemand Interesse an bestimmten Inhalten hat, die du vielleicht auf deinem Blog gepostet hast etc.
Was für dich am wichtigsten ist, hängt von deinem Schwerpunkt auf Twitter ab. Wenn du viel kommunizierst und Echtzeitnachrichten postest, dann zeigen dir Likes, dass Menschen deinen „Content“, deine Sprüche, deine Bilder – mögen. Retweets zeigen starkes Interessen an deinen Tweets nach dem Motto: Leute, schaut euch das an, das wird euch auch interessieren.
Ich poste fast nur Tweets mit (Schreibtipps-)Links, die zu dem Red-Bug-Culture-Blog oder meinem Blog führen, da mir die Zeit für eine Echtzeit-Kommunikation auf Twitter fehlt (die für mich zudem eine drogenartige Wirkung hat, sehr gefährlich ist, mich komplett vom Schreiben abhält …), Daher sind Klicks für mich am wichtigsten. Doch wie sehe ich die?
Twitter und Statistik
Twitter hat – Statistiken! Diese liegen unter den Twitter Analytics. Das heißt, man kann – unabhängig von Likes und Retweets – sehen, wie engagiert oder engaged die eigenen Follower und überhaupt andere Twitterer sind. Impressions sind Eindrücke und zeigen, ob deine Links gesehen werden. Wenn ich keine hohen Impressions hätte, würde ich aufhören zu twittern, denn ich habe keine Likes und Retweets, da ich – siehe oben – sozial eher passiv auf Twitter bin.
Hier mal ein Einblick in meine Juli Statistik:
Ich sehe zum Beispiel, dass der Beitrag, bzw das Teilen des Blogbeitrags von letzter Woche – obwohl er fast keine Likes und Retweets hat – supererfolgreich auf Twitter war.
Das ist der Grund, weshalb ich mir die Mühe mache, meine Beiträge auf Twitter zu teilen. Und genau deshalb solltet ihr Twitter nutzen, auch wenn ihr nicht vorhabt, dort eure Zeit zu verbringen, aber – zum Beispiel -interessante Blogartikel schreibt.
Ihr seht, Twitter ist etwas komplexer als man auf den ersten Blick vermutet. Es ist übrigens auch hervorragend dafür geeignet, Agenten, Verlegern, Verlagen etc ganz „unauffällig“ zu folgen, um mitzubekommen, was dort gerade gemacht, gesagt, geteilt wird. Kurz, was angesagt ist und interessant. Ebenso findet ihr Verweise auf interessante Blogartikel, mit einem Klick seid ihr auf einem tollen Blog.
Als Autoren ist es wichtig, im Blick zu behalten, dass Twitter kein Spielplatz sein sollte, sondern eines eurer professionellen Werkzeuge, um mehr Leser zu finden. Wie auch immer – aber am besten elegant und niveauvoll.
Gestern hat jemand übrigens per Direktnachricht mitgeteilt, dass wir bei Red Bug Books einem Account folgen, der sehr zweifelhafte (rechtslastige) Inhalte postet. Überprüft, entfolgt und gemerkt: Öfter mal sehen, wem man so folgt und ob das noch Sinn macht. Das Wichtigste wie immer: einfach mal anfangen, und Twitter ausprobieren.
Wenn ihr Fragen habt, schreibt sie also einfach in die Kommentare und geht immer davon aus, dass sie auch für andere wichtig sind ;)
Nächste Woche geht es – um Likes! Und zwar um Likes auf allen Plattformen. Wie bekommt man sie? Wofür braucht man sie? Was sagen sie aus? Wie viel und was sollte man selber liken?
Eine weitere, schöne Sommerwoche
xoxo
Katrin
#redbugwriting #socialmedia #rbpub #amwriting
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