Branding für Autor*innen

Branding für Autor*innen #4 Portrait- und Profilbilder

9. Januar 2019
Portrait- und Profilbilder

Wer dieser Blogreihe folgt, wird sich vielleicht wundern: Hatte sie nicht gesagt, es ginge heute um Farben? Stimmt. Aber wie das so ist mit der Planung und den Themen … Gerade macht das Thema Selbstbild/Profilbilder sich sehr breit in meinem Kopf. Also beginne ich damit und die Farben kommen danach. Heute also Gedanken zu Profilbildern. Bildern, die man von sich selbst als Autor*in in die Welt entlässt.

Vor Weihnachten ist mein Vater gestorben, ich habe seine Beerdigung organisiert und ihn gestern begraben. Es war die erste Beerdigung, die ich organisiert habe und das erste Mal, dass ich gespürt habe, was es bedeutet, in einem solchen Prozess Trauerarbeit zu leisten. Es war viel härter, als ich dachte und wie ihr seht, hinke ich auch mit meinen Blogbeiträgen hinterher.

Mein bester Freund hat mich unterstützt und vorgeschlagen, ob wir nicht Bilder meines Vaters auf der Trauerfeier zeigen wollen. Eine Slideshow seines Lebens. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater extrem fotogen war. Egal wie und wann man ihn fotografierte, er sah gut aus. (Etwas, was, die ich gerne geerbt hätte ;) Das hat es leicht gemacht. Zudem habe ich eine sehr reichhaltige Fotosammlung, die bei seiner Geburt beginnt und bis zu seinem Tod reicht.

Und – um zum Thema zu kommen – als ich diese vielen, hunderten von Fotos durchsah und sortierte, da ergab sich ganz von selbst ein höheres, größeres Bild meines Vaters. Über seine Vorlieben, seine Art, seine Stärken, seine Schwächen, seinen Look, sein Auftreten. Ich fand alles wieder und musste es dann „nur“ noch in eine Reihenfolge bringen, die einerseits zeitlich Sinn macht, aber vielmehr noch zeigen sollte, was für ein Mensch er gewesen ist. Am Ende gab es ein Bild, das alle Bilder zusammengefasst hat. Klar, da war er schon alt, aber es konnte für sein ganzes Leben stehen. Das war eindrucksvoll.

Selbtbild – Fremdbild

Wenn es um ein Portrait- oder Profilbild, ein Autor*innenbild geht, können wir nicht warten, bis wir tot sind und sollten es auch nicht. Und das ist nicht leicht, denn … das Bild, das wir uns von uns selbst machen, ist starken Schwankungen unterlegen, je nachdem, wie wir gerade zu uns stehen. Das ist normal. So geht es uns auch mit anderen. Mal sehen wir sie so mal anders.

Obwohl wir uns selbst am besten kennen (sollten), ist unser Selbstbild nicht immer fest und eindeutig. Manche Bilder von uns lieben wir, andere hassen wir. Auf manchen Bildern fühlen wir uns „gut getroffen“, andere erscheinen uns fremd. Vermutlich hat jeder von uns schon einmal erlebt, dass man ihm ein Bild zeigt und behauptet wurde, es würde uns sehr gut einfangen (meist kann man diese Euphorie nicht teilen). Und auf Fotos, auf denen man sich extrem gut und perfekt getroffen fühlt, erkennen einen andere gar nicht wieder. Sicher, ganz am Ende des Lebens wird es einen roten Faden geben, aber wie findet man vorher zu dem besten Bild von sich selbst?

Profilbilder

Wir kennen es alle: Kaum hat man sich auf einer sozialen Plattform registriert, soll man ein Profilbild von sich hochladen. Also kramt man unzufrieden in den letzten Handybildern von sich (alles grauenhafte Schnappschüsse), sieht sich seine letzten Bewerbungsfotos an (alles steife Bilder mit einem falschen Lächeln) oder durchsucht die Bilder, die man seinem Lover als letztes von sich gesimst hat, die aber alle viel zu privat für ein Profilbild sind. Was tun? Welches Bild will man der Welt von sich zeigen, welches soll für uns als AutorInnen stehen? Haare gekämmt oder verwuschelt, wie sie eigentlich immer sind? Der Gesichtsausdruck lächelnd oder ernst oder vielleicht doch besser ein Ganzkörperbild?

Für Firmen ist es einfach, sie laden an dieser Stelle einfach das Logo der Firma hoch. Ähnlich machen es Buchblogger, die sich oft ein unpersönliches Loge erschaffen. Das ist dann das Gesicht der Firma oder das Symbol des Blogs und alles Persönliche bleibt außen vor. Doch beim Self Branding oder Personal Branding geht das nicht. In der Klappe eins Buches kann nicht einfach ein Symbol sein, da gehört ein Autorenfotos hin.

Ich sehe mir – wenn möglich – immer das Bild im Klappentext an und habe dann auch sehr schnell – ein Bild. Wenn ich den Menschen mag – ist alles gut. Aber wenn nicht? Der spießige Typ mit der häßlichen Kravatte will mir etwas über Marketing erzählen? Nein, lieber nicht. Die Autorin mit dem grimmigen Gesicht und dem unscharfen Foto hat ein Problembuch geschrieben? Nicht für mich. Das zuckersüß lächelnde Mädchen mit den künstlichen Wimpern will mir etwas über Liebe erzählen? Keine Chance.

Klar, kann ich mich irren. Das ist das Dramatische an der Sache. Ich bewerte die Autoren tatsächlich nach einem Foto. Sicher werde ich auch ein wenig in das Buch hineinlesen und versuchen, mir ein Gesamtbild zu verschaffen und sicher passiert es auch, dass mich das freundliche Bild einer sympathischen Autorin zu dem langweiligsten Roman aller Zeiten verleitet hat. Ich will nur sagen: Das Autorenfotos spielt eine große Rolle im Selfbranding von Autoren.

Autorenfotos – Beispiele

Hier ein paar Beispiele, auch eines von mir, damit ihr seht, dass ich mich nicht verstecke, obwohl  ich wirklich kein gutes Verhältnis zu Kamera und Fotos von mir habe.

Hier also das Autorenbild aus „Schattenzwilling“. Sieht doch okay aus, denkt ihr vielleicht, aber ich weiß, dass die zweistündige Fotossession mit meinem Lover in Tränen geendet hat und ich hier eigentlich verheulte Augen habe. Gelernt habe ich: Es ist verdammt schwer, ein Fotos von sich selbst machen zu lassen, besonders, wenn Verwandte und Freunde involviert sind.

 

 

 

Ian Rankin ist ein Weltbestellerautor. Sein Autorenbild nimmt hier übrigens die gesamte Rückenfläche des Buches ein. Nachdenklich, intellektuell, besonnen. Dunkler Hintergrund. Einfach perfekt. Aber machen wir uns nichts vor: Ganz sicher hat ein professioneller Fotograf das Fotos in einer langen Fotosession gemacht und es ist eines von hunderten von Fotos.

 

 

 

J.P. und Kristen Cast. Das Fotos könnte privat sein oder sehr gut inszeniert. Der Schwerpunkt wurde eindeutig auf die Mutter-Tochterbeziehung des Autorenpaars gelegt. Sofort fühlt man sich in die warme Mitte dieses Paares aufgenommen. Perfekt  – obwohl es so ganz lässig und beiläufig erscheint.

 

 

 

Tipp: Wenn ihr euer eigenes Autorenbild für die Klappe eueres Buch erstellt, dann achtet darauf, dass ihr wirklich zufrieden seid und macht ein möglichst professionelles Foto.

Socila Media

Es macht Sinn, auf jeder Social Media Plattform das gleiche Bild zu benutzen. Einfach, um eine gewisse Wiedererkennbarkeit zu erhalten. Aber jede Social-Media-Plattform hat ihre eigenen Regeln und ihren eigenen Schwerpunkt. Das heißt, nicht immer passt das gleiche Bild von euch überall.

Auf LinkedIn – zum Beispiel – geht es seriöser und auch etwas formeller zu. Euer Bild sollte realistisch sein, euch am besten von vorne zeigen und vor allem von guter Qualität sein. Warum? Nun, ich will gut einschätzen können, mit wem ich beruflich Kontakt aufnehme. Auf Twitter ist es anders. Privater. Dort kann es ruhig mal ein Bild mit Sonnenbrille oder verwehten Haaren sein, wenn es zum Image passt. Image – auch so ein verwirrendes Wort.

Was ist ein Image?

Image (von engl image für Bild, Abbild, Darstellung, deutsch entsprechend Ruf) bezeichnet das innere Gesamt- und Stimmungsbild bzw. den Gesamteindruck, den eine Mehrzahl von Menschen von einem Meinungsgegenstand hat (z. B. von einer Person oder Personengruppe, von einer Organisation, von einer Stadt oder Ortschaft, von einem Unternehmen, einem Produkt, insbesondere einem Markenprodukt, oder einem Standort). Dieser Gesamteindruck ist eine subjektive Kategorie, er muss nicht objektiv richtig sein. (Wikipedia)

Das Image muss nicht objektiv richtig sein … genau, denn es geht um Gefühle. Bilder erzeugen in einem ein Gefühl, egal, ob man will oder nicht. Und ein gutes Bild, erzeugt nicht nur ein Gefühl, sondern öffnet den Kosmos zu der ganzen Person. Vereinfacht: Die AutorIn mit dem Cowbohut, dem offenen Lächeln und den langen blonden Haaren verkauft die romantischen Geschichten mit Südstaatenflair bestimmt besser als der kahlköpfige Typ im Anzug.

Das heißt nicht, dass ihr euch für jedes eure Bücher oder Social-Media-Kanäle ein anderes Outfit zulegen sollt, sondern dass ihr am besten die Essenz eures Wesens in wenigen Bildern zusammenfasst, die für all eure Werke und Arbeiten und Haltungen stehen.

Wie machen es andere?

Weitere Beispiele. Ich habe sie mir von Skillshare geholt, der Website für Kreative, die dort ihre eigenen Kurse anbieten. Also semiprofessionelle Autor*innen und Kreative. Wie lösen sie die Problem eines Profilbildes? Denn auch auf Skillshare gibt es ein About mit einem Profilbild, auf dem man sich mit seinen Fähigkeiten präsentiert.

Alle 4 Lehrer unterrichten Schreiben und/oder Social Media auf Skillshare. Ihr seht, was passiert, wenn ihr keine Entscheidung über ein Profilbild trefft?! Ähm – ja. Will ich Henry Boseleys Kurs folgen? Jemanden, der es noch nicht mal schafft, ein Bild hochzuladen, soll mir etwas beibringen … egal was? Nope.

Dagegen mag ich das Bild von Roxane. Lässig, sympathisch, selbstironisch. Ich kann mir schon jetzt denken, wie ihr Kurs sein wird. Es wird viel gelacht werden, es wird – locker.

Matt? Der Kurs ist wirklich lustig, ich habe ihn gemacht. Selbstironisch, entspannt, rosa. Aber manchmal auch etwas too much. Wer das Bild sieht, ist allerdings schon vorgewarnt.

Und Cat? Genau. Pragmatisch, kreativ, entspannt.

Selbstbilder und Selfbranding

Bilder von euch gehören zum Autoren Branding, zum Selfbranding, zum Personal Branding. Nehmt die Sache ernst, kümmert euch nicht im letzten Moment um euer Autorenfotos. Wählt den Fotografen nach seinen anderen Arbeiten aus, gefallen euch die Bilder? Oder fragt einen guten Freund, der viel Geduld mitbringt.

Bei Social Media könnt ihr euer Bild öfter wechseln und ein wenig herumprobieren. Ich rate trotzdem dazu, sich irgendwann auf ein/zwei Bilder festzulegen, die von da an für euch als Autoren  stehen. Wechselt ihr euer Bild aus, weil es veraltet ist oder ihr es nicht mehr mögt, tut das auf allen Social Media Kanälen.

Nächste Woche geht es dann endlich um Farbe. Und – weil wir als kleines Team zum ersten Mal einen richtig guten Plan für das nächste Jahr gemacht haben – den Ausblick auf 2019 und neue DIY-Beiträge am Donnerstag.

Alle Gute

xoxo

Katrin

#redbugwirting #amwriting #schreibtipps #rbpub

  • Roland
    11. Januar 2019 at 15:41

    Hi Katrin,

    höchst interessant, dass du über die Trauerarbeit deines kürzlich verstorbenen Vaters (mein Mitgefühl!) einen Bogen schlägst zur bildlichen Selbstdarstellung beim Selfbranding. Verzeih mir, aber das sind doch zweierlei Paar Schuhe! Die Wirkung deines Vaters begründet sich doch wohl sicher bei dir nicht auf den Nachlaß seiner fotogenen Abbilder??? Es war doch seine Art, seine Begabungen, sein Charakter der dir den Verlust so zu schaffen machte – die Bilder hierzu sind immer auch ein wenig irreführend. Warum? Weil sie Momentaufnahmen sind, wenige Sekunden später kann aus einem entwaffnenden Lächeln ebenso ein schiefes Grinsen, eine höhnische Fratze werden. Fotos (wie auch Filme) lügen, schönen oder verzerren. Die Kunst besteht – meiner Meinung nach – darin (als Fotograf oder Kameramann) es heraus zu arbeiten, was dem Werk dienlich ist, was es bildhaft erklärt was der/die AutorInnen zeigen oder sagen wollen.

    Branding gehört in den Bereich Marketing, es hat nur als Begleitung zur Literatur einen Sinn. Marketing will nur verkaufen, egal welchen Wert der Inhalt des Produktes wirklich hat. Ich habe nie Bücher gekauft, weil mir das Cover, das übliche Umschlagbild im Klappentext gefiel – ja selbst nicht mal nach dem neugierig machen sollenden Klappentext.
    Entweder über Mundpropaganda oder aus persönlicher Neugierde über das Sujet sprang (und springe ich) ich einfach hinein ins kalte Wasser. Erst nach der Lektüre – ob begeistert, oder verhalten so la la, oder enttäuscht, dann schaue ich mir das Bild genauer an. Und finde – ja wenn dieses Bild auf mich sympathisch wirkt, dann war auch das Buch sehr lesenswert – und vice versa. Somit gibst du schon einen guten Rat, wenn AutorInnen sich vom Profi fotografieren lassen sollten.

    Nur sollte man/frau – wieder nur meine kritische Meinung – die Reihenfolge beachten: Am Wichtigsten ist immer nur das Werk, die Güte, die Form (Stil), die Phantasie. Das interessiert den Leser. Cover, Farbe, Aufmachung, Bild der AutorInnen, – das interessiert hauptsächlich den Kaufmann -und den unschlüssigen Käufer, der nicht weiß was er will und möglichst nur gut unterhalten werden möchte. Er könnte sich aber auch beraten lassen ….

    Nichts für ungut – lebe gerade mal wieder meine Kritiklust aus.
    Bin trotzdem froh, dass ihr wieder das seid!

    Liebe Grüße
    Roland

    • Katrin
      16. Januar 2019 at 13:57

      Hi Roland,

      Lob UND konstruktive Kritik sind auf diesem Blog immer willkommen.

      Die Kunst besteht – meiner Meinung nach – darin (als Fotograf oder Kameramann) es heraus zu arbeiten, was dem Werk dienlich ist, was es bildhaft erklärt was der/die AutorInnen zeigen oder sagen wollen.

      Genau. Und ein guter Fotograf findet auch das beste Bild für einen Menschen, DAS Bild, in dem die besten, treffensten Aspekte der Persönichkeit eingefangen werden. Und obwohl ein Bild nie für einen ganzen Menschen stehen kann, kann ein Bild jemanden gut – oder weniger gut treffen.

      Mein Vater war eine starke Persönlichkeit und trotzdem sehr verletzlich. Das konnte man in der Abfolge vieler Bilder sehr gut zeigen und das haben mir alle nach der Trauerfeier auch gesagt. Ich denke, ein Fotos kann sehr viel über eine Persönlichkeit aussagen und genau darum geht es mir in dem Blogartikel. Kaufmann und AutorIn? Es wäre wunderschön, wenn wir AutorInnen uns nur um das Schreiben kümmern müssten … Die Realtität ist leider anders. Jeder Verlag, der eine AutorIn aufnimmt, schaut sich die Verkaufszahlen an, ein ganz normaler Vorgang, den Zugang zu den Daten muss man bezahlen, sie sind weder stimmig, noch besonders differenziert – aber am Ende sind sie ein Faktor, ob ein Verlag mit einer AutorIn arbeitet.

      Ich möchte, dass viele AutorInnen für diese Momente gerüstet sind, selbstständig ihre Vermarktung in die Hand nehmen – wo es geht – und sich über die verschiedenen Faktoren im Klaren sind, die beim Schreiben und Veröffentlichen eine Rolle spielen.

      Hat das mit Literatur etwas zu tun? Hell yes! Denn wenn die literarischen AutorInnen den weniger literarischen Kaufleuten unter den Autoren das Feld überlassen, dann wird es bald nur noch sehr wenig gute udn fortschrittliche Literatur da draußen geben. Und dass das sehr schade wäre – darüber sind wir uns doch wohl einig, oder?

      Best

      Katrin

  • Roland
    17. Januar 2019 at 11:09

    Hi Katrin,
    ja … darüber sind wir uns einig. Und ich gebe dir Recht, das schwierige Feld des Marketings nicht nur den Kaufleuten, den Buchhändlern oder den rein geschäftlich orientierten AutorInnen zu überlassen. So ist dein aufkärendes Wirken über alle Aspekte des Selfbrandings natürlich höchst löblich!

    LG Roland

    • Katrin
      30. Januar 2019 at 13:00

      Ich würde von Roland gelobt! (*wildes Herumhüpfen*)
      Danke!

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