Wie versprochen geht’s heute mit meiner Lettering-Reihe los.
Jeder Beitrag enthält ein starkes Wort, was du selbst lettern kannst. Ich gebe dir dazu Anleitungen, Stück für Stück, damit du deine eigene Version malen kannst. Das fertige Stück kannst du dann am besten über deinen Schreibtisch hängen, oder irgendwo, wo du es gut siehst und es dir Kraft schenkt und dich motiviert.
Dieser Workshop ist für Anfänger und Fortgeschrittene. Wenn du Fragen hast, oder Wünsche, freu ich mich wenn du sie in den Kommentaren teilst, damit ich darauf eingehen kann und die Community auch davon profitieren kann.
Und falls du ganz neu dazugekommen bist und mehr über die Basics lernen willst, schau einfach in folgende Blogbeiträge, die dir alles Wichtige vermitteln:
Basics #1 #2 #3 #4 #5 #6 #7 #8 #9
(Dieser Blogbeitrag ist Teil der Lettering-Workshop-2019-Reihe – alle Posts findest du unter: Einführung · #1 · #2 · #3 · #4 · #5 · #6 · #7 · #8)
Mut
Jeder hat eigene Vorstellungen von Mut.
Ich denke es geht immer darum Grenzen zu überwinden.
Wegen Mut habe ich mir mit 17 das Schlüsselbein gebrochen. Zu der Zeit bin ich Dirtbike gefahren. Ich war immer schlecht wenn es um Tricks ging. Da waren meine Freunde besser. Die konnten in der Halfpipe hin- und herspringen, auf dem Rand grinden. Ich konnte eher schnell den Berg runter und über Wurzeln und nasse Felsen fahren. Da war ich immer der Beste. Ich dachte dass ich schlecht bin, weil ich das andere nicht so gut konnte. Auf einem drei oder vier Meter hohem Gap stand ich dann und wollte den Kumpels zeigen dass ich das auch kann. Ich fuhr ein paar mal an, bevor ich dann wirklich über die Kante ins Nichts rollte. Ich kann mich nur noch an meine Aufregung vor dem Sprung und an das Liegen im Dreck danach erinnern. Die Federgabel war durchgebrochen. Und dann saß ich zusammengesunken, mit meiner kaputten Schulter im Krankenwagen, der Stunden bis zum Krankenhaus fuhr, über jedes Loch im Alphalt.
Ich denke ab und zu dran und kann nicht so richtig ausmachen ob es dumm oder gut war. Aber mutig war es.
Vielleicht kannst du das nur selber für dich einschätzen. Und wahrscheinlich gibt es nie eine eindeutige Antwort darauf (auch wenn es gut ausgeht). Aber das ist halt Mut.
Er schlägt mir von innen an den Brustkorb. Dann weiß ich er möchte raus. Dann gibt’s den Moment wo ich entscheiden muss. Früher hab ich das unterdrückt. Heute hör ich auf das Gefühl. Und treffe gute Entscheidungen. Und wenn nicht, flüstere ich im Karussell, dass es schon zu was gut sein soll und dass ich mir bald für die Entscheidung dankbar sein werde.
Was du brauchst
– helles Papier. Am besten welches, dass nicht so stark saugt (Zb. Recycling-Druckerpapier). A4 oder A3.
– eine Unterlage (Zeitung oder Folie)
– einen flachen Pinsel (Borsten sollten etwas stabiler sein, damit sie ihre Form behalten – Breite ungefähr 1-1,5cm – du siehst meinen Pinsel im Video unten)
– dunkle Farbe (flüssig und gute Deckkraft)
Das Prinzip
Kennst du Westernschriften? Sie haben ihren eigenen Charm und deshalb werfen wir einen Blick auf die Reverse-Contrast-Technik. Das bedeutet nichts anderes als dass du den Stift mit einer flachen Spitze (wie ich in den Videos unten im Beitrag gemacht habe), oder den flachen Pinsel, den du normalerweise locker-schräg hälst, hier umdrehst.
Dadurch werden, einfach gesagt, die eigentlich dünnen Striche dick und die eigentlich dicken Striche dünn.
Für dich habe ich eine einfache Version eines dieser Alphabete unten im Beitrag angehängt, damit du es als Vorlage zum nachmalen benutzen kannst.
Das Prinzip ist simpel und super zum rumprobieren. Du kannst es dir so vorstellen: Es gibt drei Zonen. Die obere und untere sind viel dicker als die Zone in der Mitte. Meistens sind es die flachen Endungen an den Buchstaben, also du Serifen, die dann dick werden. Im Laufe der Blogreihe werden wir gemeinsam damit rumspielen und du wirst Besonderheiten und Tricks von mir bekommen.
Das Alphabet
Du sollst locker werden und die Buchstaben verstehen. Deshalb ist es gut wenn du dich an meiner Vorlage orientierst. Erstmal nachmalen. Du kannst schon einzelne Wörter schreiben wenn du willst. Ich finde es am besten, wenn du loslegst und dich nicht von kleinen Details beirren lässt. Hier ist der erste Teil von meinem Alphabet:
Male zuerst die dicken Serifen, denn dadurch legst du die Höhe des Buchstabens fest.
Danach kommen die mittlere Zone, in die du die dünnen Striche malst. In jedem Buchstaben sollte sich das selbe Prinzip widerspiegeln. Hier eine kleine Demonstration für dich:
Der Pinsel muss nicht der beste sein.
Wichtig ist nur dass du das Gefühl hast, dass die Buchstaben lebendig sind.
Ausgefranste Serifen können schön sein. Und schau dir die Haltung des Pinsels im Video genau an. Die dicken Serifen entstehen, wenn ich die Spitze des Pinsels senkrecht halte. Die dünnen Striche werden zwar auch durch die senkrechte Haltung erzeugt, aber ich drehe sie immer leicht in die Richtung mit, in der der dünne Strich soll.
Entwürfe
Wenn du schon eins zwei Blätter geübt hast und dich locker fühlst, kannst du dir den Begriff »Mut« vornehmen. Versuche es im Stil der Vorlage zu zeichnen. Male es mehrmals auf deine Blätter. Dabei wird dir auffallen, dass es Varianten gibt die dir gut gefallen und welche, die es weniger tun. Lass dich inspierieren und übernehme Ideen die dir gefallen.
Hier sind meine Entwürfe. Ich habe ein paar Ideen und Überlegungen miteinfließen lassen, auf die ich in der Blogreihe noch zu sprechen komme.
Um zu schauen ob sich ein interessanter Entwurf lohnt, nehme ich Abpauspapier, oder transparentes Brotpapier und versuche einen Schritt weiter zu gehen:
Hier ist mein Lieblingsentwurf, der auch dem Wort gerecht wird.
Das kommt jetzt über meinen Schreibtisch.
Bis zum nächsten Mal!
Credits an Isabel, die gerade ihre Story World Reihe schreibt. Sie hat die Idee für meine Blogreihe mitentwickelt.
1 Comment