Das magische Objekt - Dinge in Geschichten

#12 – Der Eimer

28. Oktober 2020
Das magische Objekt - Dinge in Geschichten #12 Der Eimer

Das magische Objekt - Dinge in Geschichten #12 - Der Eimer

 

Eimer können groß sein, oder klein, mit einem bunten Plastikhenkel zum Sandburgen bauen oder eisenbeschlagen zum Kohle befördern. Sie können Flüssigkeiten, Steine, Erde, Moss, Muscheln, Gold, Silber, Edelsteine transportieren. Sie sind leicht in die Hand zu nehmen und gut wieder auszukippen. Sie helfen beim bauen, löschen, graben und weitertragen.

Eimer sind nicht unbedingt cool. Aber sie sind nicht zu unterschätzen. Wenn dir das Wasser bist zu Hals steht, greif nach dem Eimer.

 

Wenn wir an Dinge heranreichen wollen, die in der Tiefe liegen, ist der Eimer unablässig. Er hilft uns, heraufzuziehen, was wir ans Tageslicht befördern wollen. Ob es Wasser aus einem Brunnen, Kohle aus einem Schacht oder Kies aus einer Grube ist, der Eimer trägt alles mit Fassung.

Wie viele Eimer braucht ein Quantensprung? Wie viel Schutt ist aus dem Weg zu räumen, bevor die Straße wieder sichtbar wird? Wie oft musst du schöpfen, um an den Grund eines Problems zu kommen.

Eimer messen Hoffnung.

Hoffnung ist ein großes Wort. Eine wehende Gardine im Wind. Es bläht sich auf, ein Segel, fliegt einem entgegen, bauscht sich, bäumt sich, drückt gegen die Augenlider. Werden mit einem Stoß alle Fenster zum Garten geöffnet, kann man manchmal gar nichts sehen, vor lauter wirbelnden Vorhängen. Wenn sich die Hoffnung wieder legt, hängt sie schlaff an der Gardinenstange und sieht eigentlich nach gar nichts aus.

Hoffnungsvoll zu sein, das ist ein goldgelocktes Kind, das in halbem Winkel zum Himmel hoch späht. Ein Engel der durch die Wolken bricht. Sonnenstrahlen nach einem Regenguss. Und manchmal ganz einfach. Ein Eimer.

Häufig macht man sich nicht klar, das jeder Tag, den man am Leben ist, Hoffnung fordert und fördert. Morgens die Augen aufzuschlagen, ist ein Akt der Hoffnung, der nicht zu unterschätzen ist. Gerne sieht man sich ein Waisenkind aus dem Morast heben, ein Dorf rekonstruieren oder einem widrigen Heer entgegentreten. Aber in manchen Fällen, ist das hoffnungsvollste, was man tun kann, einfach noch einmal nach dem Eimer zu greifen.

Bucket List

Wenn dein Leben in Flammen steht, misst der Eimer deine Hoffnung. Kippst du ein Wässerchen aus deinem Buddelkasteneimer darauf und pustet noch einmal mit großen Augen? Oder bist du bereit, die ganze Nacht hindurch Eimer zu schleppen. Bis auch die letzte Flamme zischend in der Dunkelheit versinkt. Bist du bereit, neu aufzubauen, selbst wenn die Hände schwielig werden und der Henkel schwer in den Fingern hängt. Lässt du noch einen Eimer hinab, in der Hoffnung, auf Rohstoffe zu stoßen.

Eine Bucket List könnte genauso gut eine Strichliste sein. Wie viele Eimer bist du bereit zu geben, zu tragen, abzuseilen, hochzuziehen, umzufüllen.

Tausend Eimer dafür, dass wir zusammen sein können. Gesund zu werden. Ein Kind auf die Welt zu bringen. Weiter zu lieben. Hundert, zweihundert, tausend. Vierzigtausend Eimer, dafür, dass wir es schaffen. Wenn man aufhört zu zählen, weiß man, was ganz oben steht.

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