Eigentlich habe ich gerade große Hemmungen, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Fehler in einem Artikel, in dem man über jemanden schreibt, der professionell Fehler findet – *schwitz*.
Auf der anderen Seite: Das ist ja jetzt das Schöne, endlich haben wir sie gefunden, die entspannte Korrektorin, die es liebt, Fehler zu finden. Und daher gleich mal ein paar Fragen, die uns hier bei Red Bug spontan einfallen:
Wie bist du überhaupt dazu gekommen, Korrektorate zu machen?
Die klassische Frage mal zuerst. :)
Nachdem ich vor eineinhalb Jahren angefangen hab, meine Freizeit meist mit Lesen zu verbringen – ja, ich hab vorher eher selten gelesen -, sind mir mit der Zeit auch die Fehler aufgefallen. Irgendwann hab ich dann einfach mal den Autoren die Fehler zukommen lassen (über Social Media Plattformen wie Facebook ist man ja schnell vernetzt) und habe mich bei Facebook-Aufrufen gemeldet, wo Testleser gesucht wurden. Am liebsten hab ich da eben Fehler korrigiert. Daraus hat es sich dann ergeben, dass ich für ein paar Autoren vor Veröffentlichung korrigieren durfte. Auf die Frage hin, warum ich das denn nicht beruflich mache, hab ich angefangen, darüber nachzudenken und mich zu erkundigen. Nach langem und reiflichem Überlegen hab ich mich dazu entschieden, diesen Schritt zu wagen, obwohl ich absolut nicht einschätzen konnte, wie die Auftragslage sein wird. Und siehe da: Es funktioniert ganz gut!
Mal ehrlich: Wie gut warst du früher in der Schule in Rechtschreibung?
Ganz ehrlich?
Ich war eigentlich gut in der Schule, vor allem in Deutsch. Wobei das wohl in erster Linie daran lag, dass ich immer Lehrer hatte, die besonders auf Rechtschreibung und Grammatik geachtet haben. Denn beim Geschichten schreiben war und bin ich meiner Meinung nach eher mittelmäßig. ;-)
Hast du eine besondere Fähigkeit, Fehler zu entdecken, oder bist du eine sehr sorgfältige Leserin?
Ich schätze mal, dass es ein bisschen von beidem ist. Es kann auch vorkommen, dass ich nach ein paar Stunden arbeiten nicht mehr wirklich konzentriert bin und somit selber merk, dass ich die einzelnen Wörter nicht mehr genau anschaue, spätestens dann weiß ich, dass es Zeit ist, eine größere Pause einzulegen.
Wer als Autor in einem Verlag ist, kennt das. Da gibt es das Lektorat, mit dem der Autor noch ziemlich viel zu tun hat und dann das Korrektorat, das man meist gar nicht mehr richtig mitbekommt. Für alle Laien: Was ist eigentlich der große Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat?
Tja, da muss ich passen. (Hier mal Wikipedia zum Thema Lektorat) Ich befasse mich ausschließlich mit dem Korrigieren von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Was ich aber meist auch in Kommentaren anmerke, sind Wortwiederholungen, die mir auffallen, und auch Logikfehler. Man sagt, dass das ja eigentlich schon zu einem Lektorat gehört, aber warum sollte ich nicht darauf aufmerksam machen, wenns mir auffällt? Da bricht mir ja kein Zacken aus der Krone deshalb.
Als Korrektor ist man also „nur“ für die Rechschreibung verantwortlich, juckt es dich manchmal bei einigen Autoren, auch dramaturgische Vorschläge zu machen oder Sätze umzustellen?
Nein, eigentlich überhaupt nicht. Wie ich schon erwähnt habe, bin ich eher mittelmäßig im Schreiben und Formulieren selbst. Außer ich „stolpere“ zufällig mal beim Lesen eines Satzes, der mir flüssiger erscheint, wenn man ein Wort woanders platziert. Aber mehr auch schon nicht. Eigentlich bin ich aber ganz froh darüber, so kann ich mich nämlich wirklich auf das Korrigieren von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung konzentrieren und hab nicht ständig im Hinterkopf: „Mensch, das hätt ich jetzt aber lieber umgeschrieben.“ Meiner Meinung nach würde das nur blockieren.
Ist dir schon mal ein großer Fehler in einem Verlagsbuch begegnet?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was man unter „großer Fehler“ versteht. Ein großer Fehler vom Inhalt her, dass da was nicht zusammenpasst, oder doch was die Rechtschreibung anbelangt? Denn da gibt es genug Bücher, die noch Fehler aufweisen. Niemand ist fehlerfrei, so fair muss man sein und sich das eingestehen! Das Enscheidende wäre für mich nur, wie viele Fehler noch vorhanden sind. Aber auch da hab ich schon Bücher gelesen, wo ich mir dachte, dass das durchaus besser hätte sein können – vor allem wenn es sich um große Verlage handelt.
Uns begeistert, dass du dich mit deiner kleinen Firma jetzt richtig selbständig gemacht hast. Wann hattest Du das Gefühl: Jetzt kann es klappen?
“Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, heißt’s doch so schön.
Auch wie ich anfangs lange hin und her überlegt habe, ob ich das Gewerbe überhaupt mal anmelden soll, war auch die Frage, ob ich mich wage, das sozusagen zu meinem Hauptberuf zu machen, nicht ganz so einfach zu beantworten. Wenn ich es jedoch nicht mal wann probiere, werd ich nie erfahren, ob ich davon leben kann. Ein Risiko ist es als Selbständiger – vor allem in diesem Beruf – schließlich immer. Und bislang hat es ganz gut geklappt, was ich mir vorher auch nie gedacht hätte.
Und was wünscht du dir für die Zukunft?
Hier ist ein Fehler in der Frage *lach* Ja, man schaltet nie zu 100% ab. Es heißt „wünschst“, dieser Fehler passiet aber vielen. ;-) (grrrr!)
Was ich mir für die Zukunft wünsche? Das, was sich wohl jeder wünscht, der sich selbständig macht: Von dem auch wirklich leben können! Ich hoffe sehr, dass mir das gelingt, da mir das Korrigieren sehr viel Spaß macht. Man könnte fast sagen, ich bin süchtig danach, Fehler ausfindig zu machen, um ein Manuskript qualitativ noch besser zu machen. Und – was wohl das Wichtigste ist – somit auch dem Leser mehr Freude beim Lesen zu bereiten.
Und damit Sibylle auch wirklich davon leben kann:
Wo findet man dich im Internet? (bei Facbook? Twitter, Website?, Google+…)
Man findet mich bei Facebook und seit ein paar Wochen auch ganz offiziell über meine eigene kleine Homepage.
Und ein Logo hat sie auch.
Liebe Sybille, danke für das Interview!
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