Aus welchen Elementen setzt sich die Landschaft zusammen?
Welche Wirkung entwickelt sie dadurch?
Wüsten sind heiße Leere. In der Schneelandschaft beginnt der Geist zu wandern, zieht Kreise um den halbgefrorenenen Körper. In der Wüste richtet sich der Blick nach innen, und nach unten. Vielleicht segelt deine Seele wie eine Schwalbe, die ohne Unterlass zur nächsten Oase fliegt. Vielleicht wenden sich deine Augen und blicken auf deine Knochen.
Woraus bin ich gemacht. Welche Wahrheit bleibt übrig, wenn Farnenkraut, Blütenduft, Tannenrauschen und Berggeflüster verflogen sind. Wer bin ich, wenn ich alleine bin. Wer bin ich, ohne alles.
Alles abgeschmolzen, bis auf das, was nicht brennt. Kakteen stehen stumm. Aber in ihnen tobt das Leben. Wüstenrosen fegen durch die Dünen, auf der Suche nach Wasser. Platzt ein Regen durch die Wolken, ragen sich die Zweige auf, knallt eine rosarote Blüte aus der Kaktuspflanze, öffnet sich ein knochiger Strauch neuem Leben. Wurzeln werden geschlagen, Triebe getrieben, Feste gefeiert. Dann wird es wieder still. Und beweglich.
In der Wüste sind die Ressourcen knapp. Hier herrscht Klarheit.
Weite im Blick. Wer sich verläuft, endet als Gerippe unter dem zarten Sand.
Du gehst, auf dem Weg zum nächsten Wasser. Zur nächsten Quelle, zum nächsten Streifen Grün. Du gehst unter den Sternen, zwischen der Trockenheit, im windigen Sand. Du gehst, und es ist dein Skelett, das geht. Was hält dich aufrecht? Was setzt einen Fuß vor den anderen? Was hebt den Arm, um sonnengeschützt in die Ferne zu blicken.
In welcher Beziehung steht die Landschaft zu dem Charakter, der sich in ihr bewegt?
Maximus ist nirgendwo zuhause mehr. Sein Haus in Trujillo, die warmen Steine, Olivenbäume, die Haut seiner Frau, das Lachen seines Sohnes, Felder, Korn, Himmel, alles untergegangen. Er fährt, durchs Fegefeuer. Noch nicht angekommen, noch nicht zu Ende gelebt.
Inwiefern spiegelt die Landschaft die Gefühlswelt des Charakters wieder?
Er hat alles verloren, verspielt, verkämpft. Keine Rüstung, keinen Harnisch, keine Hand am Zügel, keinen Sohn. Alles ist im Eifer des Gefechts zerschmolzen. Zuletzt sehen wir ihn auf dem Grabhügel liegen, zu müde um aufzustehen, zu dunkel um je wieder hell zu werden. Für ihn soll Nacht werden und Nacht bleiben. Aber der nächste Tag geht auf. Die nächste Sonne kündigt sich an. Unter ihm ist alles in Bewegung. Rumpelt von einem Leben ins andere. Nächste. Die Wunde schwelt vor sich hin, das Herz zuckt zusammen, wie eine Pupille in plötzlichem Licht. Der Schmerz ist wieder wach. Und mit ihm pumpt Leben durch die Adern. Sengt die Hitze alles von der Haut. Beginnt der Prozess der Transformation.
Welche psychologische Funktion hat die Szene innerhalb der Geschichte?
Maximus ist auf seiner unfreiwilligen Reise in die Arena. Nach dem umgewälzten Wald Germaniens, einem Scheinsieg in zartem Schneefall, der gepeitschten Flucht und dem Brand seiner Heimat, ist er nur noch bar übrig. Verwundet, karg, rau und roh. Noch hat sich nichts Neues hinzugefügt. Noch trägt er keine neuen Waffen, kein neues Schild, keinen neuen Namen. Schmerz sengt alles. Während vorher tausend Männer auf ihren Pferden tänzelten, jeden Augenblick bereit, für ihn in den Kampf zu ziehen, rumpelt er jetzt ohne Pfeil und Befehl einer ungewissen Zukunft entgegen.
Lass das Fleisch von deinen Knochen schmilzen. Vielleicht geht es dir wie mir und für einen Moment, stellen sich alle Nackenhaare auf, versteifen sich die Glieder, halten sich fest. An der Form, den Muskeln, allem, was das Klappergerüst zusammenhält. Aber dann, sobald dein Bewusstsein sich mit der knochigen Leere angefreundet hat, gibt es dieses Gefühl von Freiheit. Da bin ich, ohne alles.
Was legst du ab, wenn du über die Türschwelle trittst, deine Tasche, den Mantel, die Schlüssel, die Uhr? Legst du Hose, Hemd und Unterwäsche ab, gehst für einen Moment nackt, bevor der nächste Abschnitt deines Tags beginnt. Eine neue Phase, ein neuer Impuls.
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