Dritte Autorin und liebe Kollegin bei Oetinger und bei Red Bug Books Ist Anja Fröhlich. Ich freue mich sehr, dass Anja bei der Charity Aktion mitmacht, denn sie ist ein Mensch, den man bei jeder Unternehmung gerne dabei hat. Für das Charity-Projekt hat sie drei Mini-Kurzgeschichten ausgesucht, die genial zwischen erwachsen und jugendlich schweben und eine für sie eher ungewöhnlich melancholische Stimmung erzeugen. Ich mag diese Geschichten sehr und hoffe, dass Anja nach „Halb echt“ bald mal wieder einen Roman für Erwachsene schreibt. Gerne auch melancholisch. Normalerweise ist sie eher eine rheinische Frohnatur (ich sag´s einfach mal), was man ihren Büchern für Kinder und Jugendliche auch anmerkt. Toller Humor! Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt und musste bei den Antworten schon wieder grinsen – wie macht sie das bloß? Wie immer beginne ich mit meinen drei klassischen Fragen:
K: Manchmal sind einem die eigenen Buchcharaktere näher als reale Menschen. Welcher deiner Charaktere kann dich nachts um 2 Uhr anrufen und um deine Hilfe bitten?
A: Im Grunde stecke ich selbst in jeder meiner Figuren. Und ich selbst darf mich natürlich immer wecken, wenn’s nötig ist. Trotzdem versuche ich, zu den Charakteren Distanz zu halten. So wie ein Therapeut zu seinen Patienten Distanz hält. Sie sind einfach zu anstrengend und erinnern mich daran, dass ich weiter an ihnen arbeiten muss.
K: Und mit welchem deiner Protagonisten würdest du einen – eher gefährlichen – Abenteuerurlaub unternehmen? Kurz: wem vertraust du, wer gibt dir Sicherheit?
A: Die Figuren in meinen Büchern sind keine klassischen Helden. Schließlich versuche ich, sie bis in ihre kleinesten Lebenslügen hinein zu entlarven. Aber trotz all dem Chaos, das sie anstellen und durchleben, sind es immer gutartige Menschen und ich würde sie alle mit in Urlaub nehmen. Schließlich nehme ich mich selbst und meine ganzen Ungereimtheiten ja auch immer mit …
K: Tja, nun die unausweichliche Frage: Wenn du eine/n zum Leben erwecken könnest – Wer wäre das? (Ich meinte zwar Buchcharaktere, aber die Antwort gefällt mir noch besser.)
A: Ich hatte eine Mitschülerin namens Fridrun. Die hatte ziemlich viel Pech im Leben. Aber ihre Deutschaufsätze waren wohl brillant. Jedenfalls wurden sie immer laut in der Klasse vorgelesen. Unter meinen Aufsätzen stand immer nur eine zwei. Ohne Kommentar. Vorgelesen wurde nie einer. Kurz vor dem Abitur ist Fridrun an einem Asthmaanfall gestorben. Ich habe mich so geschämt, dass ich ihr nicht wenigstens ihre Einsen gegönnt habe. Und ich wünschte, sie würde noch Leben und wäre eine brillante Schriftstellerin geworden.
K: Anja, du kommst aus Köln. Ich habe Verwandte dort, die reden immer von der rheinischen Frohnatur, wir Berliner sind unfreundlich. Woran liegt das denn? Sind die Kölner wirklich so nett oder ist das nur eine Behauptung?
A: Ich habe selbst mal in Berlin gelebt, weil ich das verfilzte, selbstverliebte und provinzielle Köln mal hinter mir lassen wollte. Nach einem Jahr war ich zurück ;-) Es stimmt schon, dass einem das Easy Living hier gut von der Hand geht, auch wenn ich weder den Klang der kölschen Sprache mag, noch die bräsigen Weisheiten des Rheinischen Grundgesetzes wie z.B. „Et hätt noch immer jot jejange“ oder „Et kütt wie et kütt“.
K: Was gefällt dir an Köln?
A: Inzwischen mag ich, dass hier alles innerhalb von 10 Minuten mit dem Rad erreichbar ist und dass jeder, den man neu kennenlernt, schon mal mindestens mit einer meiner Freundinnen eine Affäre hatte.
K: Du hast einen Roman geschrieben, viele Jugendbücher, noch mehr Kinderbücher. Würdest du sagen, du hast eine Lesergruppe, die dir als Autorin am meisten liegt? Die du am besten unterhalten kannst? Die dich am besten versteht?
A: Ich glaube, das Alter spielt für mich nicht so eine große Rolle. Es ist eher mein spezieller Humor und das leicht Überdrehte in meinen Büchern, das gut ankommt – oder eben nicht. Bei Lesungen hier im Rheinland fühle ich mich oft besser verstanden als z.B. in Westfalen oder Hamburg. Oder sagen wir, es wird lauter gelacht.
K: Du hast eine Website und einen Facebook-Account. Vorbildlich, würde ich sagen. Viele Autoren stresst es, auf Facebook aktiv zu sein, oder sich auf einer Website zu präsentieren, bei dir sieht das alles mühelos und dazu noch sehr geschmackvoll aus. Ein Tipp?
A: Oh, das täuscht! Auf Facebook bin ich ziemlich faul. Und meine Homepage ist uralt. Ich kann sie nichtmal selbst aktualisieren sondern muss immer einen Grafiker bemühen. Ich bräuchte längst mal eine Rubrik, in der ich aktuelle Lesungen ankündige oder Videos von Lesungen reinstelle, damit Veranstalter wissen, was sie zu erwarten haben. Ein Projekt, das seit Jahren von einer To-do-Liste zur nächsten verschoben wird.
K: Dein neustes Buch bei Dressler heißt Lu und Rokko und das Katzenchaos. Bist du ein Katzen-Typ?
A: Ich lebe mit zwei unergründlichen Katzen zusammen, die mir bis heute wie Märchenfiguren in meinem Leben erscheinen. In fast allen meinen Büchern tauchen Katzen auf, schon weil man bei Kindern mit Tieren immer gewinnt. Ein billiger Trick, ich weiß. Mein Freund hat allerdings drauf bestanden, dass in meinem aktuellen Kinderroman endlich mal Hunde vorkommen. Er ist immerhin mein erster Leser und er ist eindeutig kein Katzentyp.
K: Deine Miss Krassokowski Bücher bei PINK sind ein großer Erfolg. Was hat dich bei diesen Büchern am meisten inspiriert?
A: Ich war immer schon fasziniert, wenn mir Freundinnen von ihren Töchtern erzählt haben. Das ist eine schillernde Konfliktwelt, in der es ganz schön tricky zugeht. Als Mutter von einem Sohn steht man nur staunend daneben.
K: Danke, Anja, für das nette Gespräch.
*gott*, ich bereue, dass wir das nicht live führen konnten, bei einem Prosecco oder grünem Tee … aber *Empfehlung* Anjas Bücher sind ein guter Ersatz für diese gutgelaunt-entspannt Stimmung, die sie erzeugen kann.
Weitere Infos auf Wikipedia, Red Bug Books oder bei Oetinger/Pink.
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