Gliederung von Texten
Diesmal geht es um die Gliederung von Texten. Ich weiß, dass hört sich immer ein wenig nach Schule und nach einer Ordnung an, die kreative Menschen im kreativen Prozess überhaupt nicht gebrauchen können. Richtig. Wer schreibt, sollte loslassen, sich ausleben, lebendig bleiben. Doch es ist wie beim Tanz. Jemanden, der auf der Bühne ohne Konzept und Richtung wild herumspringt, den werden wir unter Umständen nicht lange zusehen können. Wir fangen an, uns zu fragen:
- Wann endet das?
- Wie lange geht das noch?
- Was hat das alles für einen Sinn?
Auch, wenn wir der Kunst sehr zugetan sind, wir sind aber vor allem Menschen, die a) nur eine bestimmte Aufmerksamkeitsspanne haben b) wissen wollen, was vor sich geht und c) eine einem Zeit- und Ortskontinuum leben, in dem wir irgendwann Hunger bekommen, gelangweilt sind und uns andere Dinge wichtiger werden, als Menschen zuzusehen, die kein Konzept haben. Genau – egal ob Tanz, Musik oder Schreiben – ein Konzept wird dann wichtig, wenn du andere, Zuschauer:innen oder Leser:innen, in deine Arbeit einbeziehen möchtest.
Gliederung in fiktionalen Texten
Eine Gliederung in fiktionalen Geschichten geschieht meist durch Kapitel. Manchmal gibt es sogar ein Inhaltsverzeichnis, dann wissen wir ganz genau, was uns erwartet. Kapitel können unterschiedlich lang sein, aber es macht Sinn, dass sie eine ungefähr gleiche Länge haben. Warum? Weil es beim Lesen einen bestimmten Rhythmus gibt, dem wir uns gerne anvertrauen. Ach, ich lese noch ein Kapitel (ich weiß ja, wie lang die ungefähr sind). Klar, gibt es immer wieder Ausnahmen von der Regel und zwischendurch mal ein ganz kurzes Kapitel einzuschreiben, kann auch handlungsmäßig Sinn machen. Meist findet man solche Kapitel aber eher in Büchern, die experimenteller sind. Nicht immer verkaufen sich diese Bücher gut, weil – genau, wir Menschen gewöhnen uns lieber und besser an vorhersehbare Ereignisse.
Die Gliederung in Kapitel ist aber nur eine äußere Gliederung. Zahlen oder Namen, die Du über eine bestimmte Anzahl von Seiten schreibst. Viel wichtiger ist, dass dein Text dramaturgisch gegliedert ist. Kapitel auf einander aufbauen, die Handlung sich steigert, es spannender wird und es am Ende eine Auflösung gibt. Wenn dein Text keine innere Gliederung hat, dann nützt es auch nicht, die Kapitel länger oder kürzer zu machen.
Gliederung von Sachtexten
Noch wichtiger ist die Gliederung bei Sachbüchern. Wenn Du dich mit einem Exposé bei einer Agentur oder einem Verlag bewirbst, dann will man sehen, wie Du dein Buch gliederst. Richtig: Alle Kapitel, Über- und Unterüberschriften gehören in ein Sachbuch-Exposé. Hier kannst Du an eine wissenschaftliche Arbeit denken, bei der es auch besonders darauf ankommt, dass man seine Argumentation auf einander aufbaut. Nimm als Beispiel ein Buch über Pilze. Dieses Thema kannst du von verschiedenen Seiten angehen. Doch wenn es keine Ordnung gibt, dann wird es eine zufällige Ansammlung von Wissen und Beobachtungen. Besser: Vom Allgemeinen zum Speziellen. ein Kapitel über die Pilzsuche. über essbare und giftige Pilze über das Kochen mit Pilzen und ihre medizinische Anwendung. Oder als Droge!
Genauso gut könntest Du aber auch einen Schwerpunkt auf die Umwelt, das Pilzgeflecht unter der Erde, die Verbindung von Bäumen und Pilzen legen. Dann gäbe es ökologische Argumente und alles andere könntest du ausklammern, weil es in deinem Sachbuch über Pilze keine Rolle speilt. Kurz: Sowohl die Agent:in oder Verleger:in als auch die Leser:in möchte wissen, was für ein Pilzbuch das denn ist und dies zeigst und beweist Du deinem Verlag, in dem Du eine Auflistung der einzelnen Kapitel vornimmst. So wird schnell deutlich, was deine Themenschwerpunkte sind und wie sie aufeinander aufbauen. Ist das nicht logisch – dann solltest Du so lange daran arbeiten, bis es eine logische Gliederung gibt.
Gliederung und Untergliederung
Als ich aus den verschiedenen Blogbeiträgen der Blogreihe „Von der Idee zum Manuskript“ ein Sachbuch gemacht hab, musste ich mir – trotz der ja schon etwas vorgegebenen Struktur der Blogbeiträge – Kapitel überlegen, in die ich den Inhalt packe. Ich wollte es klar und einfach haben. Quick und Dirty habe ich das im Entstehungsprozess genannt, wie die Sachbuchreihe des Selfpublishers Fred Cooksey. Ein schneller Überblick, keine Vertiefung, aber das Nötigste und Wichtigste knapp erklärt, für alle, die einen schneller Überblick haben wollen. Damit war klar, dass es nicht zu viele Kapitel werden durften, aber auch nicht zu wenige mit langen Texten, die schnell ermüden. Ich habe mich für einen Prolog entschieden, um klar zu machen, dass dieses Buch, auf Grund der Blogbeiträge entstanden ist.
Die Gliederung habe ich sogar noch an den Anfang des Buches gestellt – was ich bei einem fiktiven Buch natürlich nicht machen würde – damit ganz klar ist, worum es in dem Buch geht.
PROLOG
1 Die Idee – Wie findest du sie, wie gehst du mit ihnen um.
2 Die Story – Wie funktioniert eine gute Story – Die Basis aller Geschichten
3 Charaktere – Die Hauptpersonen deiner Geschichte
4 Genre – Was ist das? Und wieso ist das so wichtig.
5 Pseudonym – Tipps zu der Frage, ob du ein Pseudonym verwenden solltest.
6 Das Exposé – Wichtig für eine Bewerbung in einem Verlag.
7 Planung – Wie planst du dein Buch?
8 Schreibblockade – Wie gehst du damit um?
9 Prokrastinieren – Was so leicht passiert und warum es gar nicht so schlimm ist.
10 Überarbeiten – Der vielleicht wichtigste Teil deiner Arbeit.
11 Die Normseite – Was ist das und warum brauchst du sie?
12 Anschreiben – Wie schreibst du Verlage an?
13 Zusammenfassung
Gliederung und Denkstrukturen
Und dann habe ich mich damit beschäftigt, Untertitel für Unterkapitel zu finden. Die habe ich dann auch gefunden, aber damit will ich dich hier nicht langweilen. Was ich bei dieser Arbeit herausgefunden habe: Einige Blogartikel waren gar nicht so gut strukturiert, wie ich eigentlich dachte. Mir wurde klar, dass diese Beiträge besser hätten aufeinander aufbauen können. Und das habe ich dann auch gemacht, also die Blogbeiträge überarbeitet. Kein Wunder, dass die Buchveröffentlichung dann am Ende doch nicht so Quick & Dirty wurde, wie ich mir vorgestellt hatte. Ich fiel komplett in das Rabbithole von Selbstzweifeln und Impostersyndrom: Kann ich das überhaupt? Ein Sachbuch schreiben? Ist in meinem Kopf nicht der komplette Spaghetti-Topf? Bei den meisten von uns ruft das Wort Gliederung wohl alte Erinnerungen an Schule oder Uni wach. Und egal, wie gut wir uns geschlagen haben – es gibt immer die dunklen Ecken dieser Zeit, Prüfungen oder Arbeiten, die wir hätten besser erledigen können. Aber – wer gar nicht beginnt, der kann sich nur schwer verbessern.
Du kennst das sicher: eine Liste zu schreiben, hilft dir, Dinge im Kopf klarer zu sehen. Was du in Zukunft noch alles machen möchtest, was Du einkaufen möchtest, was Du in deinem Leben verbessern willst. Aber nicht nur für dich ist das so, auch für andere. Gibst du deiner Agentin oder einer Lektorin eine Liste/Aufstellung der kommenden Kapitel für dein Sachbuch, dann wird alles viel klarer im Kopf. Dann entsteht nicht nur das Bild eines Buchs, sondern auch eine Klarheit darüber, was Du den Leser:innen alles beibringen wirst: Schaut her: Das kannst du lernen, das wirst du erfahren, darum wird es gehen.
Klarheit
Was dir dann vermutlich auch klar wird: Diese Klarheit muss erst in diesem Kopf herrschen, bevor Du sie auf das Papier bringen kannst. Daher geht viel Denkarbeit in ein Exposé für ein Sachbuch. Ich glaube, dass ein gutes Exposé dir die Arbeit an deinem Buch/Sachbuch extrem erleichtert. Ich will nicht sagen, dann ist es nur noch Malen nach Zahlen (und ich sage es natürlich trotzdem hier ;), doch es entsteht auf jeden Fall eine Sicherheit. Das Exposé wird dein Reiseplan!
Hast Du Schwierigkeiten mit Kapiteln oder Gliederungen, dann frag dich nach den negativen Assoziationen, die Du zu dem Thema haben könntest (Schule etc) und versuche diese neu einzustellen. Du bist erwachsen, es ist deine Gliederung! Und falls dies alles geklärt ist, dann gib dir die Zeit und den Raum, alles gründlich zu durchdenken, Skizzen zu machen, zu warten, bis erst einmal im Kopf eine Ordnung eintritt. Die wenigsten können sich hinsetzen und die Gliederung ihres Sachbuches einfach herunter schreiben. Das ist Arbeit. Wie gesagt – vor allem Denkarbeit.
Im nächsten Beitrag geht es um den Stil.
Bis bald
xoxo
Katrin
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