Vom Manuskript bis zur Veröffentlichung

Vom Manuskript bis zur Veröffentlichung #5 Was ist guter Stil?

25. September 2023
Was ist guter Stil?
Was ist guter Stil?

Was ist guter Stil? Als ich anfing, mir Gedanken über die Kriterien für einen guten Schreibstil zu machen, habe ich ein Buch gefunden. In einer dieser öffentlichen Ablagestellen für Bücher. „Die Schlange im Wolfspelz“ von Michael Maar. Untertitel: Das Geheimnis großer Literatur. Wer könnte da widerstehen?

Das erste Kapitel heißt: I. Was ist guter Stil? Untertitel: Balancieren auf dem Seil. Natürlich musste ich das Buch mitnehmen. Es beginnt mit einer Geschichte von Wilhelm Hauff, der bekannt für seine Märchen ist. Er wollte seinen Roman „Lichtenstein“ bei einem Verlag unterbringen. Ein Verleger war interessiert, schickte ihm einen Vorschuss und entschuldigte sich, Hauff möge verzeihen, wenn der Stil des Briefes nicht einwandfrei sei.

Die Antwort von Hauff?

„Ein Brief mit tausend Gulden ist immer in einwandfreiem Stil geschrieben.“

Ja, richtig. Stil und dessen Bewertung ist von vielen verschiedenen Komponenten abhängig. Warum sonst sollten Bücher, deren Stil in jedem Deutschaufsatz als ungenügend angekreidet würde, trotzdem so erfolgreich sein? Die Bestsellerlisten stürmen? Weil es manchen Menschen eben vollkommen egal ist, ob der Stil stimmt. Was soll das überhaupt sein: Guter Stil?

Guter Stil

7 Schritte für dein Buchprojekt

Ich vergleiche es mal mit gutem Benehmen. Nicht nur ist es vielen Menschen vollkommen egal, wie sie sich benehmen, gutes Benehmen bedeutet auch in jeder Kultur etwas anderes. Japaner schlürfen die Suppe, um zu zeigen, dass sie ihnen schmeckt, in Europa würde das eher als unhöflich gelten. Ein Geschenk wird in Japan mit beiden Händen überreicht , was hier niemanden interessiert. Hauptsache, es gefällt.

Ich schicke das voraus, um zu sagen: Stell dir erst einmal die Frage, ob es in deinem Manuskript, deinem Buch überhaupt auf guten Stil ankommt? Heftchenromane oder ein Erotikromane – legen viel mehr Wert auf eine bestimmte Story als auf einen guten Stil. Shades auf Grey – ist an literarischen Maßstäben gemessen eine Katastrophe, erreicht aber Millionen von zufriedenen Leser:innen. Literaturkenner:innen haben andere Anspräche an Bücher als Allesleser:innen.

Wenn Du also sicher bist, dass deine Leser:innen keinen besonderen Wert auf einen guten Stil legen, dann brauchst Du dich mit dieser Frage vielleicht gar nicht zu beschäftigen. Dein Schwerpunkt liegt – anderswo.

Es kann aber durchaus sein, dass Du sagst: ICH möchte in einem guten Stil schreiben. Das verstehe ich sehr gut, denn mir geht es genauso. Das heißt nicht, dass ich schlechten Stil verurteilen würde, er unterfordert mich nur. Langweilt mich und manchmal empfinde ich ihn auch als schmerzhaft. Ich will in einem sehr guten Stil schreiben. Das ist ein Ziel, das ich mir gesetzt habe. Wenn es dir genauso geht, dann lies gerne weiter.

Stilkriterien

Kriterien für einen guten Stil kannst Du dir wie eine Art Checkliste vorstellen. Nicht alles wird auf dich zutreffen, nicht alles für dein Buchprojekt relevant sein. Vielleicht ist es dir superwichtig, dass dein Sprachrhythmus stimmt, aber nichts wo wichtig, dass du Klischees vermeidest. Vielleicht magst du Wortwiederholungen, obwohl sie als schlechten Stil gelten – vielleicht hast du vor, ganz neue Kriterien für deinen Text aufzustellen. Oder Du kennst deine Zielgruppe sehr gut, weißt, dass sie einen blumigen Stil bevorzugt, obwohl es allgemein als eben nicht so guter Stil gilt, den Text durch viele Adjektive und Umschreibungen eher unklar zu halten. Hier also eine Liste, die dir einen Überblick gibt, über Dinge, die du vielleicht stärker bedenken möchtest:

  1. Klarheit: Es gilt als guter Stil, sich klar und verständlich auszudrücken, ohne unnötige Komplexität oder Verwirrung.
  2. Präzision: Verwende präzise und treffende Wörter. Vermeide vage oder mehrdeutige Ausdrücke, die zeigen, dass Du nicht genau weißt, was Du eigentlich sagen willst.
  3. Kohärenz: Stelle sicher, dass dein Text eine klare Struktur aufweist. Du weißt, was und worüber Du schreiben willst. Diese Klarheit verschaffst Du dir am besten schon im Vorfeld des eigentlichen Schreibens.
  4. Variation: Verwende abwechslungsreiche Satzstrukturen und Wortwahl, um den Text interessanter zu gestalten. Vermeide Wiederholungen.
  5. Aktive Stimme: Bevorzuge die aktive Stimme gegenüber der passiven Stimme, es macht deinen Text lebendiger.
  6. Bildliche Sprache: Verwende Metaphern, Analogien und bildliche Sprache, um deine Beschreibungen lebendiger zu gestalten. Vorsicht, vor übermäßiger Verwendung von Vergleichen.
  7. Prägnanz: Drücke deine Ideen in möglichst wenigen Worten aus. Vermeide unnötige Füllwörter oder Phrasen.
  8. Emotionalität: Berücksichtige die emotionale Wirkung deines Textes auf die Leser:innen. Verwende Worte und Sätze, die Emotionen wecken oder ansprechen.
  9. Show don’t tell: Versuche Bilder und gute Umschreibungen zu finden, statt Dinge einfach nur zu behaupten.
  10. Klischees: Vermeide überstrapazierte Klischees und versuche, originelle und frische Ausdrucksweisen zu finden.
  11. Rhythmus: Experimentiere mit der Rhythmus und dem Klang deiner Sätze.
Balance

Das Schöne am Schreibstil ist – er kann gut und trotzdem vollkommen unterschiedlich sein. Es gibt also nicht nur eine richtige Art zu schreiben, sondern viele verschiedene. So wie es unterschiedliche Designer:innen und Köch:innen, unterschiedliche Tänzer:innen und Musiker:innen gibt. alle können gut sein und doch total verschiedene Stile haben. Je mehr Du dich mit Musik beschäftigst, desto leichter wird es für dich werden, gute von nicht so guter Musik zu unterscheiden. Das gleiche gilt auch für das Schreiben. Lesen und Text zu analysieren kann dir enorm dabei helfen, einen besseren Schreibstil zu entwickeln. Also lies viel und schreib viel. Und dann am Besten gut geschriebene Bücher, von denen Du lernen kannst.

Für das Lernen habe ich dir ein Worksheet zusammengestellt. Mit kleinen Übungen und auch zwei nicht so gut geschriebenen Textpassagen, die Du verbessern kannst.

Off we go! Um das Worksheet herunterladen zu können, (hier oder auf Button) schreibst Du dich in den Red Bug Culture-Newsletter ein. Etwas Geduld – Es geht auf Grund von Datenschutz ein wenig hin und her, aber mit der letzten Antwortmail kommt der Link zum Worksheet. Wenn Du schon Abonnent:in bist, dann findest du das Worksheet in der Worksheet-Bibliothek auf die Du als Abonnent:in immer Zugriff hast.

Worksheet Stil

Viel Spaß mit dem 3 seitigen Worksheet und den Übungen zum Thema Stil.

Bis zum nächsten Betrag, in dem es um das Exposé geht.

xoxo

Katrin

 

 

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