Martin Luther 2017

Martin Luther #21 Himmelfahrt

25. Mai 2017
Himmelfahrt Sebastiano Ricci 1702

Himmelfahrt – unglaublich

Aus gegebenem Anlass heute am Vatertag ein paar Überlegungen zu dem eigentlichen Feiertag. Christi Himmelfahrt. Kein Wunder, dass dieser Tag eine noch größere Umwidmung erfahren hat, als die anderen großen christlichen Feiertage. Das ist einfach unglaublich …

  • Weihnachten, okay, dass jemand geboren wird, meinetwegen auch auf einer umständlichen Reise unter suboptimalen Bedingungen in einem Stall, das können wir leicht nachvollziehen.
  • Karfreitag. Auch, dass jemand, der mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit provozierende, wenn nicht sogar umstürzlerische Ansichten über die Gesellschaft und das vorherrschende Glaubensgerüst verbreitet, ans Kreuz genagelt wird – ja, ist blöd, aber verständlich.
  • Ostern. Irgendwie tot gewesen und dann aus dem Grab verschwunden – schon schwieriger. Könnte aber immerhin doch noch eine Menge plausibler Erklärungen geben.
  • Pfingsten. Dass eine Gruppe von Menschen, nach intensivem Coaching wie aus heiterem Himmel eine neue Erkenntnis bekommt und sich dann berufen fühlt, das unter die Leute zu bringen – fast alltäglich, oder?
  • Aber Himmelfahrt, hallo? In den Himmel gefahren, wie jetzt?

Was sagt denn die Bibel?

Bei Lukas 24, 50-53 steht zum Beispiel:

Er führte sie aber hinaus gen Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen, und fuhr auf gen Himmel …

Also was sehen die da, haben die überhaupt die Augen auf beim Gesegnetwerden? Gibt es da vielleicht exterrestrische Unterstützung. A kind of spacecraft. Pleiadians? Immerhin ist dort der Ölberg, die höchste Erhebung in der Umgebung. Beste Stelle zum landen.

In der Apostelgeschichte 1, 9-11 beschreibt Lukas das etwas ausführlicher. Jesus hatte trotz der lästigen Kreuzigungswunden seine Jünger 40 Tage lang unterrichtet und auf die neue Situation vorbereitet. Er hatte ihnen erklärt, dass sie demnächst den Heiligen Geist empfangen würden und dann loslegen sollten, die Botschaft zu verbreiten.

Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Aha, in einer Wolke also. Und was sind das plötzlich für Männer in den weißen Gewändern? Okay ich drifte ab, wilde Spekulationen. Ich meine ja nur. Er war ja nicht der erste, der ab in den Himmel gesaust ist. Ein Paar Jahre vorher wird Elia am Jordan in der Nähe von Jericho sogar in einem feurigen Wagen abgeholt. (2.Kön 2,11)Diesmal ist es vorher bekannt, denn sowohl die Prophetenjünger in Bethel, als auch die in Jericho fragen Elisa (nicht zu verwechseln mit Elia):

Weißt du auch, dass der HERR heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still. (…)

Also alles gut vorbereitet. Elia und Elisa gehen gemeinsam über den Jordan …

… und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter (soll wohl heißen: in einer Wolke) gen Himmel. Elisa aber sah es.

Diesmal hat also wirklich jemand hingeschaut.

Was sagt denn Luther?

In einer überlieferten Predigt befasst er sich mit dem Ereignis.

Die Geschichte aber beschreibt Lukas eigentlich und fein, dass man den Tag, Ort und Zeit, und danach auch die Personen wissen kann, die dabei gewesen sind, und wie es zugegangen ist. (…) Lukas sagt, Christus sei aufgehoben worden und in die Lüfte hinein gefahren, mit Fleisch und Bein, wie er vor ihnen gestanden ist, bis an die Wolken, dass sie ihn nicht mehr sehen konnten. Als aber die Jünger da so stehen und wundern sich (denn so etwas hat man zuvor nie von einem Menschen gesehen, dass dieser über sich in die Luft wie ein Vogel sich heben konnte), treten zwei Engel zu ihnen, sagen ihnen: Sie sollen wieder nach Haus gehen, es sei nichts mehr zu sehen.

Die beiden weiß gekleideten sind jetzt also Engel. Okay. Whatever. Und obwohl schwer zu glauben, bleibt Luther dabei, dass er nicht irgendwie als Erscheinung, sondern als Körper mit Fleisch und Bein, Haut und Haaren abgedüst ist. Ein bedenkenswertes Wunderwerk.

Da ist einmal das Wunderwerk zu bedenken, dass der Herr in so wunderbarer Weise von seinen Jüngern in die Höhe auffährt, wie ein Vogel, und verschwindet in den Lüften, das ist, er fährt so hoch, dass seine Jünger ihn nicht mehr sehen können. Denn in den Lüften fahren ist den Menschen ein ungewöhnliches, ja, unmögliches Ding. Der Leib eines Menschen hat von Natur die Art, wie ein Stein oder ein anderes schweres Ding …

Da muss es nach Luther eine Art Transformation gegeben haben, die durch die Auferstehung passiert. Luther erklärt sich und seiner Gemeinde das so:

Wie man an Christus nach seiner Auferstehung sieht: den hindert der Stein am Grabe nicht, die verschlossene Tür auch nicht, er wischt in einem Augenblick hindurch, dass wir nicht wissen können, wie er da hindurch kommt. Also, wenn er will, lässt er sich sehen; wenn er will, kann man ihn nicht sehen. In einem Augenblick ist er an dem Ort, in einem Augenblick an einem anderen Ort, und kann sowohl in den Lüften gehen, als auch auf Erden.

Das klingt irgendwie anders, als sei es doch mehr ein switch into another dimension und nicht eine örtliche Aufstieg in die Wolken.

aber wenn wir von den Toten auferstehen und neue Leiber bekommen werden, das werden wohl rechte Leiber, von Fleisch und Bein und allen Gliedern sein; aber sie werden nicht mehr so schwer und ungelenk sein, sondern gleichwie wir mit Gedanken jetzt schnell da und dort sind, also wird man es dann mit dem Leibe auch tun können.

Seltsam, dass Luther unbedingt an diesem Fleisch und Bein festhalten will. Es wäre alles soviel einfacher, wenn er es bei den Gedankenreisen lassen könnte. Zumal er einen deutlichen Unterschied sieht zwischen Elias Abgang und dem von Christus.

Elias ist auf einem feurigem Wagen gen Himmel gefahren. Aber Christus ist nicht so gen Himmel gefahren; sondern er selbst, aus eigener Kraft, ist über sich gefahren …

Er aber ist es, der aus eigener Kraft und Vermögen gen Himmel fährt; wie er spricht, Johannes 3,13.: «Niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herunter gefahren ist.»

Heruntergefahren? Da ist viel Patz für Spekulation bei dem, was man glauben könnte. Heruntergefahren im Sinne von geboren werden, reinkarnieren, als Stardust,  als Starseed, als Alien, mit einem exterrestrischen Raumschiff, oder einfach und vielleicht am wahrscheinlichsten einfach aus einer anderen Ebene der Matrix?

Letztendlich ist es egal, ich muss los. Heute ist Vatertag und meine wunderbaren Kinder haben ein Picknick für mich vorbereitet. Hier auf Erden, aber ich werde mit Fleisch und Bein im Himmel sein .

 

 

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